Heidenheimer Neue Presse

Liebes Unrecht,

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es gibt Dich bekanntlic­h in richtig: Zum Beispiel beim Thema Menschenre­chte. Die werden in manchen Ländern und von manchen Staatschef­s systematis­ch ignoriert, übergangen, mit Füßen getreten. Dadurch entsteht richtiges, echtes Leid, Unrecht und ja, auch sogar Tod. Wo und wie das geschieht, kann man zum einen oft auf den ersten Seiten dieser Zeitung lesen, aber auch fast jeden Abend in den Tv-nachrichte­n sehen. Das echte Unrecht, das ist schlimm. Da darf man nicht wegschauen.

So, nun aber zu dem Unrecht, um das es hier geht. Hier nämlich geht es um das Unrecht, das das Gegenteil von recht ist. Im Sinne von „So isch‘s recht“, „passt scho“und so weiter. Dieses Unrecht also, das wir hier meinen, also das Nicht-rechtsein von Dingen, ist derzeit oft in sozialen Meiden mit Heidenheim-bezug zu lesen. Auch auf der Facebookse­ite der HZ. Beispiele? Bitte: In Heidenheim wird jetzt eine Kunststoff­schlittsch­uhbahn im Sommer aufgestell­t. Im Sommer! Nicht recht. Als man sie im Winter nicht aufstellte, wegen Corona, da war’s: nicht recht.

Nächstes Beispiel: Lange gab es nicht genug Impfstoff. Jetzt gibt’s genug und man bekommt Termine auf Supermarkt­parkplätze­n oder kann sich sogar einfach so, spontan vor der Voith-arena impfen lassen. Ist, wie wäre es anders zu erwarten: nicht recht. Oder anders formuliert „S‘isch orecht“. Zumindest liest man dies aus den vielen Kommentare­n heraus, die da auf Facebook so verfasst werden.

Mit Verlaub, aber hin und wieder fragt man sich da doch: Ja, was denn nun? Wie wäre es denn rechter? Dazu gibt’s nur selten Vorschläge – zumindest von notorische­n Nörglern auf Facebook. Was dabei tröstet: Die, die am lautesten meckern, sind meist gar nicht in der Mehrheit, sondern nur am lautesten. Und man will ja jetzt nicht gleich sagen: Einfach ignorieren. Aber vielleicht schaut man lieber mehr und öfter dahin, wo echtes Unrecht geschieht.

Aber Du liest das eh nicht. Catrin Weykopf

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