Heidenheimer Neue Presse

Was in uns steckt

- André Bochow

Wer Kafkas Geschichte von Gregor Samsa gelesen hat, der als Insekt aufwacht und diesen Zustand auch nicht wieder los wird, schleppt einen Albtraum mehr mit sich herum. Denn der Mensch möchte oft anders sein als er ist, aber unerwartet­e Verwandlun­gen behagen ihm nicht.

Auch nicht jener jungen Frau aus dem australisc­hen Brisbane, die eines Tages unter der Dusche zu singen anhob, nur um festzustel­len, dass sie plötzlich Töne traf, die sie nur im Bad erklingen ließ, weil sie das öffentlich­e Urteil über ihre Sangeskuns­t zu Recht scheute. Doch damit nicht genug. Die Brisbaneri­n sprach jetzt auch einen irischen Akzent. Dabei war die 27-jährige Angie Mcyen nie in Irland gewesen.

Fachleute kennen das „Foreign Accent Syndrome“, aber diese plötzlich zuwachsend­en Sprachkenn­tnisse sind in der Regel mit Kopfoperat­ionen oder -verletzung­en verbunden. So verschafft­e ein Autounfall einem Mann namens Ben Mcmahon perfekte Mandarin-kenntnisse. Allerdings hatte er früher ein bisschen Chinesisch gelernt. Auch Mcmahon ist Australier. Doch seine nun Irisch redende Landsfrau hatte nichts am Kopf abbekommen, sondern eine Mandeloper­ation hinter sich. Was also kommt als nächstes in Australien? Fußball spielen können wie Messi nach einer Zahnextrak­tion? Oder vielleicht reicht es dort, einer Zikade Wadenwicke­l zu verpassen und es wird ein Gregor Samsa daraus. Was wohl Kafka dazu sagen würde?

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