Heidenheimer Neue Presse

Vorsicht, fremde Nummer

Datenklau

- Von Daniel Wydra

Heidelberg. Curevac in Tübingen, Roche in Grenzach-wyhlen, Boehringer Ingelheim in Biberach: Nicht zuletzt in der Corona-pandemie tauchen immer wieder Namen von Pharmaunte­rnehmen mit Standorten in Badenwürtt­emberg auf. Auch kleine Firmen wie Apogenix mischen mit: In Heidelberg arbeiten die Mitarbeite­r an einem Medikament gegen Covid-19.

Für Studien in Spanien, Russland und Österreich würden gerade Patienten gesucht, teilt eine Sprecherin von Apogenix mit. „Wegen der niedrigen Fallzahlen im Sommer 2020 stand Deutschlan­d für die Durchführu­ng damals nicht zur Dispositio­n.“Doch Apogenix bemühe sich gerade, eine Förderung für eine solche Studie zu erhalten.

Es sind nur einzelne Beispiele aus einer großen Branche: „Baden-württember­g ist mit seiner Pharmaindu­strie die Apotheke Deutschlan­ds“, sagt Ralf Müller, der Geschäftsf­ührer des Verbands Chemiebw in Baden-baden. Mehr als ein Viertel aller Mitarbeite­r der Branche deutschlan­dweit arbeite in hiesigen Betrieben. In Zahlen sind das den Angaben nach rund 40 000 Beschäftig­te in 120 Unternehme­n.

Sie haben im vergangene­n Jahr 15,2 Milliarden Umsatz gemacht. Die Pharmabran­che im Südwesten habe damit einen Anteil von 37 Prozent nach Beschäftig­ten und Umsatz in der Chemie- und Pharmaindu­strie.

Egal ob neue Schuhe, Kleider oder ein gebrauchte­s Smartphone drin sind – viele können es kaum erwarten, dass ihr Paket ankommt. Zum Glück bieten die großen Zustellfir­men Apps, in denen die Kunden verfolgen können, wo sich ihr Paket befindet. Häufig bekommen sie solche auch Updates per SMS. Kriminelle nutzen den Kaufrausch aus: Seit einigen Tagen erhalten Kunden vermehrt Kurznachri­chten mit vermeintli­chen Paketinfos, doch die Links führen zu gefälschte­n Websites, die mitunter Schadsoftw­are beim Nutzer installier­en. Die Betrüger haben es denkbar einfach: Viele Opfer teilen ihre Handynumme­r öffentlich auf Facebook. Von dort landeten Millionen der Nummern ungesicher­t im Internet.

Vor wenigen Tagen entdeckte eine Us-amerikanis­che It-sicherheit­sfirma eine Datenbank mit persönlich­en Informatio­nen von 533 Millionen Facebook-nutzern, darunter sind sechs Millionen Deutsche. Wie „Business Insider“berichtet, wurden außer Telefonnum­mern auch Facebook-nutzername­n, Klarnamen, Geburtsdat­en, Wohnorte und E-mail-adressen veröffentl­icht – je nachdem, was die Opfer auf Facebook preisgegeb­en hatten.

Trotz des Schadens will das Unternehme­n die Betroffene­n nicht einzeln kontaktier­en. Ein Sprecher verweist auf Anfrage auf eine Stellungna­hme, nach der die Daten schon vor September 2019 aus Facebook-profilen entnommen wurden. Die Täter fragten die persönlich­en Informatio­nen mit speziellen Programmen ab. Diese Methode ist als „Scraping“

bekannt. Die Software fragte Facebook gezielt nach bestimmten Telefonnum­mern oder E-mail-adressen, das Soziale Netzwerk lieferte das zugehörige Profil. Anschließe­nd können die Nutzer kontaktier­t werden. Viele geben zwar keine Telefonnum­mer an. Da sie aber fortlaufen­d vergeben werden, fragte die Software so lange an, bis sie einen Treffer landete. Diese Funktion konnte prinzipiel­l jeder Laie nutzen, sie wurde aber im April 2018 abgeschalt­et.

Ist Facebook nicht rechtlich verpflicht­et, die Nutzer zu informiere­n? Doch, aber erst seit Mai 2018, als die Datenschut­z-grundveror­dnung (DSGVO) in Deutschlan­d in Kraft trat. Facebook verweist auf allgemeine Informatio­nen im Hilfe-bereich des Portals und behauptet, dass die Daten abgefragt wurden, bevor die DSGVO galt. Stefan Brink bezweifelt das. „Es ließe sich leicht überprüfen“, sagt der Landesbeau­ftragte für Datenschut­z und Informatio­nsfreiheit. Es müsse sich nur ein Nutzer finden, der seine Telefonnum­mer erst später als Mai 2018 auf Facebook geteilt hat.

Brink vermutet, dass es Sanktionen gegen Facebook geben wird. „Möglich ist eine Geldbuße von bis zu vier Prozent des weltweiten Jahresumsa­tzes.“Weil die Eu-zentrale des Unternehme­ns aber in Irland ist, sind die dortigen Behörden und Gerichte für das Verfahren zuständig.

Wie können Betroffene

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Foto: Olivier Douliery/afp Manche Nutzer geben ihre Telefonnum­mer auf ihrem Facebook-profil öffentlich bekannt. Kriminelle konnten auf diese Weise leicht an persönlich­e Daten gelangen.

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