Ein Allgäuer springt hoch und schön
Andre Höflich wird in Aspen Weltcupdritter in der Halfpipe und bezwingt dabei die Ikone Shaun White.
Andre Höflich war „stoked“. Gleich mehrfach verwendete der deutsche Snowboarder das englische Wort für „begeistert“, als er im fernen Amerika erklären sollte, was ihm gelungen war. Zum ersten Mal sprang der 23-jährige Kemptener bei einem Weltcup in der Halfpipe auf das Podest – vor elf Jahren hatte das Christophe Schmidt als bisher letzter Deutscher geschafft. Kein Geringerer als der dreimalige Olympiasieger Shaun White, eine Ikone der Halfpipe, biss sich in Aspen die Zähne am Allgäuer aus. „Als Shaun White seinen dritten Run gefahren ist, war ich so nervös wie noch nicht oft in meinem Leben“, sagte Höflich: „Das ist ein besonderer Tag, auf den stoße ich jetzt an.“
Tatsächlich waren deutsche Snowboarder in der Vergangenheit schon häufiger auf dem Podium in der Halfpipe, seine Mentorin Nicola Thost gewann sogar Gold bei der Olympia-premiere 1998. Allerdings: Lange Zeit waren vor allem im Weltcup des Ski-weltverbandes nicht die weltbesten Freestyler am Start: Sie gingen lieber zu den X-games.
Aspen. Die Konkurrenz staunt
Der legendäre White (34), der mit seinem ersten Wettkampf seit dem Olympiasieg 2018 seine Qualifikationstour für die Spiele in Peking begann, ist freilich alles andere als Laufkundschaft, ebenso wenig Weltmeister Yuto Totsuka (Japan/91,75 Punkte), der vor Landsmann Raibu Katayama (86,75) gewann. Höflich erzielte seine 84,00 Punkte in seinem zweiten Run, dabei beeindruckten vor allem seine hohen Sprünge über den Rand der Pipe hinaus. Konkurrenten, Trainer und Helfer staunten im Zielraum nicht schlecht.
Seit gut einem Jahr arbeitet sich der Kemptener langsam an die Spitze. Über seinen siebten Rang bei der WM war Höflich sogar sauer. Diesmal war alles anders. „Mir ging es nie besser als in diesem Moment“, sagte Höflich nach der Siegerehrung: „Ich habe gerade alle schönen Gefühle in mir, die man sich vorstellen kann.“Kein Wunder, dass er „stoked“war. Und zwar richtig.