Hoffen auf das kleine Glück
Eine Roma-familie aus Rumänien ist vor einem Jahr nach Stuttgart gekommen, um sich aus dem Elend zu strampeln. Es ist ein täglicher Kampf.
Rumänien nix gut“, sagt Maria, die langen, dunklen Haare im Nacken verschlungen. Seit rund einem Jahr ist die junge Mutter mit ihrem Mann Matyas (Namen geändert) in Stuttgart. Ein besseres Leben hatte sich das Ehepaar vorgestellt, vor allem für den einjährigen Sohn und die vierjährige Tochter. Hatte sich aufgemacht, Arbeit zu finden und Geld zu verdienen. Wollte die selbstgebaute Lehmhütte ohne Strom und fließend Wasser gegen eine richtige kleine Wohnung in Stuttgart tauschen. Doch das kleine Glück lässt auf sich warten. In den letzten zwölf Monaten lebte die Familie mal auf der Straße, mal in einem verwahrlosten Haus.
Maria ist nie zur Schule gegangen. Sie wuchs bei Ihrer Großmutter auf und pflegte sie im Alter. Auch ihr Mann kann kaum lesen und schreiben. Zwar ging er sechs Jahre zur Schule, aber seine Lernprobleme interessierten niemanden. Die vier könnten im Monat 20 Euro Sozialhilfe und zehn Euro Kindergeld erhalten. „Damit kommt man auch in Rumänien nicht weit“, sagt Karina-vanesa Niculescu von der „Ambulanten Hilfe“. Und wer wie das Paar die Formulare nicht ausfüllen könne, gehe leer aus.
Die Sozialarbeiterin Niculescu ist selbst Rumänin und wurde von der Wohnungsloseneinrichtung eingestellt, um nichtdeutsche Eu-bürger zu unterstützen. Rund 250 hätten im vergangenen Jahre in deren Tagesstätte Hilfe gesucht. Wie Maria und Matyas fehlt den meisten ein Schul- oder Ausbildungsabschluss. Sie leben auf der Straße oder in Zimmern. Bis sie einen Arbeitgeber finden, halten sie sich mit Flaschensammeln oder Betteln über Wasser. Von anderen Obdachlosen werden sie meist feindselig beäugt.
80 osteuropäische Besucher der Tagesstätte haben 2020 Arbeit gefunden, auf dem Bau, als Reinigungskraft oder als Erntehelfer. Oft reichte das Geld kaum zum Leben. Manche ergatterten einen sozialversicherungspflichtigen Job, etwa in der Zeitarbeit. Meist war er befristet oder geringfügig.
Auch das Ehepaar begann seinen Weg in Deutschland bettelnd. Es bekam Strafbescheide wegen verbotenen gewerbsmäßigen Bettelns. Niculescu hat Widerspruch eingelegt. Das Paar sei in keiner Gruppe organisiert und müsse keinen Vermittler bezahlen, sagt sie. Sogar das Bettelgeld habe man Matyas schon weggenommen, mehr als 300 Euro, schätzt er. Für ihn ein Vermögen.
Bis September hat das Ehepaar in einem der „Bettlerhäuser“in Stuttgart-degerloch gewohnt, in denen mittellose Osteuropäer wohnten – der Bezirksvorsteher nannte die Menschen in den Medien eine „anonyme Masse“. Zuerst
zog Matyas ein, dann die Kinder.
Für ein 16-Quadratmeter-zimmer bezahlten sie 10 Euro pro Erwachsenen und 5 Euro pro Kind. „Das Bett und die Matratze bekam ich von einem Mann gespendet, für den ich gearbeitet habe“, übersetzt Niculescu für Matyas. „Darin schliefen wir alle vier.“Bezahlt haben sie direkt bei der betagten Vermieterin. „Sie war eine gute Frau“, sagt Matyas. „Außer, wenn man nicht bezahlte.“Dann sei man mit dem Besen bedroht worden.
Die Unterkunft sei schmutzig gewesen, voller Kakerlaken, erzählt das Paar weiter. Es gab weder Hausmeister noch Reinigung. „Ich habe unseren Raum selbst geputzt“, berichtet Maria. „Ab und zu wischte ich auch das Treppenhaus, weil ich mich geschämt habe vor den Kindern.“
Auch die Anwohner missbilligten den Müll und Dreck ums Haus. Im Stadtteil rumorte es, die lokalen Zeitungen berichteten. Im September 2020 räumte die Stadt die Gebäude. Die meisten rumänischen und bulgarischen Bewohner waren nicht gemeldet und hatten keinen Job, die Stadt schickte sie deshalb zurück. „Ich hatte aber einen Arbeitsvertrag“, sagt Matyas. Als Hilfsarbeiter jobbte er in einem Kleinbetrieb. Die Familie lebt seitdem in einem Zimmer in einer Sozialunterkunft, sagt Niculescu. Bis Mai sei ihr Lebensunterhalt gesichert. dann
Maria, verkündet. Das internationale Abkommen war 2011 vom Europarat ausgearbeitet worden.
Lucha erklärte zudem, die Auswirkungen der Corona-pandemie auf die Fälle häuslicher Gewalt seien noch nicht exakt zu beziffern. Das Land habe vorsorglich Mittel zur Verfügung gestellt, um die technische Ausrüstung für digitale Beratung sowie Ausweichquartiere zu schaffen.