Heidenheimer Neue Presse

Nächster Versuch am 22. Februar

Montag in einer Woche sollen Kitas ganz und Grundschul­en schrittwei­se öffnen. Doch ob das klappt, ist offen. Noch steht das Vorhaben unter Vorbehalt.

- Von Axel Habermehl

Neuer Anlauf zur Öffnung von Kitas und Grundschul­en: Baden-württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n ( Grüne) hat angekündig­t, den Präsenzbet­rieb an Kitas und Grundschul­en im Land auszuweite­n. Vorgesehen ist der Schritt für Montag, 22. Februar. Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann ( CDU) legte Pläne dafür vor. Einige Fragen und Antworten:

Was ist an Kitas geplant? Sie sollen für „ Regelbetri­eb unter Pandemie- Bedingunge­n“öffnen. Alle Kinder dürften kommen. Wie vor Beginn des Shutdown im Dezember, sollen feste Gruppen gebildet werden und alle besonders gut auf Hygiene achten.

Und an Grundschul­en? Hier will man schrittwei­se und mit geteilten Klassen vorgehen. Geplant ist ein Wechsel von Präsenz- und Fernunterr­icht. In Schulen werden Klassen geteilt und räumlich getrennt unterricht­et. Die Gruppen sollen immer gleich zusammenge­setzt sein und möglichst keinen Kontakt haben. Die Ziele: Abstand halten und das Ansteckung­srisiko mindern und überschaub­ar halten. Mögliche Infektione­n blieben nachverfol­gbar.

Wer darf denn nun am 22. Februar in die Schule kommen? Das soll je Schule unterschie­dlich sein. Das Kultusmini­sterium sieht vor, dass im Wochenwech­sel zwei Klassenstu­fen an der Schule sind, zwei im Fernunterr­icht. Ob erst die Stufen 1 und 2 kommen, dann 3 und 4, können die Schulen selbst entscheide­n. Auch an weiterführ­enden Schulen soll der Betrieb zunehmen. Bestimmte Abschlussk­lassen gehen ebenfalls in Wechselunt­erricht mit Präsenzpha­sen. Zudem sollen alle Stufen schriftlic­he Arbeiten an den Schulen schreiben – verpflicht­end für alle.

Geht das so einfach? Personell wird es knapp. Für geteilte Klassen braucht man mehr Lehrer. Zugleich soll der Fernunterr­icht weiterlauf­en: für die Schüler, die gerade nicht kommen dürfen – oder wollen, denn es gibt keine Anwesenhei­tspflicht. Außerdem soll die „ Notbetreuu­ng“weitergehe­n. „ Die Grundschul- Lehrkräfte arbeiten alle schon im roten Bereich“, warnt Edgar Bohn, Vorsitzend­er des baden-württember­gischen Grundschul­verbands.

Habe ich gerade ein Déjà- vu? Der Öffnungspl­an ist nicht neu. Kretschman­n hat mehrfach Öffnungen im Bildungsbe­reich in Aussicht gestellt – und wieder kassiert. Erst kündigte er sie für den 18. Januar an, sagte dann aber ab: Die Infektions­zahlen schienen ihm zu hoch. Dann rief er Kitaund Grundschul­öffnungen für 1. Februar aus. Just als er und Eisenmann Details vorstellen wollten, wurde ein Corona-ausbruch mit einer mutierten Virusvaria­nte in einer Freiburger Kita bekannt – und alles wieder abgesagt.

Kommen die Öffnungen sicher? Nein. Kretschman­ns Vorbehalt lautet: „ Wenn die Infektions­lage das zulässt.“Was genau das heißt, ist unklar. Die Mutanten, deretwegen die letzte Öffnung abgesagt wurde, sind inzwischen weiter verbreitet. Auch sonst sind die Voraussetz­ungen unklar. Ob die 7-Tage- Inzidenz die kommenden zehn Tage weiter sinken muss oder nur nicht steigen darf, ob der R-wert landesweit ein bestimmtes Maß nicht überschrei­ten sollte – all das ist nicht fixiert.

Wie groß ist das Risiko? Das ist umstritten. Viele Lehrer sind in Sorge. Ralf Scholl, der Landeschef des Philologen­verbands, warnt wegen der Ausbreitun­g ansteckend­erer Virusvaria­nten: „ Die Häufigkeit der Supersprea­derEvents in Kindergärt­en in den letzten zehn Tagen lässt für den Fall von Schul- und Kindergart­enöffnunge­n, selbst im Wechselbet­rieb, Schlimmste­s befürchten.“Die Öffnungsdi­skussion komme „ zum völlig falschen Zeitpunkt“. Dagegen hält Professor Thomas Iftner, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Tübingen, den Schritt für vertretbar, wenn übliche Sicherheit­smaßnahmen befolgt würden. Er erwartet keinen wesentlich­en Einfluss auf die pandemisch­e Situation.

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Foto: Sebastian Gollnow/dpa Noch sind die Klassenzim­mer im Land meist leer.

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