Heidenheimer Neue Presse

Ein klarer Fall, eigentlich

- zum Impeachmen­t- Prozess gegen Donald Trump Peter Dethier

In der amerikanis­chen Rechtsprec­hung gibt es sogenannte „ open and shut“- Prozesse, Fälle, in denen die Beweislage so klar und so unwiderleg­bar ist, dass man von vornherein eigentlich genau weiß, wie zwölf unvoreinge­nommene Juroren entscheide­n werden. Nach den ersten beiden Tagen des zweiten Impeachmen­t- Prozesses gegen den ehemaligen Präsidente­n Donald Trump könnte man glauben, dass dies ein solcher Prozess ist.

Nicht nur zettelte Trump an jenem unseligen 6. Januar, als es galt, im Senat den Wahlsieg von Joe Biden formal zu besiegeln, den blutigen Aufstand im Kapitol an. Trump bereitete zuvor schon für den Fall, dass Versuche scheitern, seine Niederlage vor Gericht anzufechte­n, die Rebellion systematis­ch vor. Die neuen Videos von dem Aufstand, den Trump offenbar genüsslich im Fernsehen verfolgte, und sein Schweigen, während Menschenle­ben – selbst das seines eigenen Vizepräsid­enten – in Gefahr waren, spricht Bände über seine Selbstsuch­t und unterstrei­chen, wie sehr Loyalität für ihn eine Einbahnstr­aße ist.

Das Problem bei diesem Verfahren besteht darin, dass es eben kein juristisch­er Prozess ist, sondern ein politische­r. Zwar sollten die Senatoren unvoreinge­nommen bleiben und die Beweise nüchtern analysiere­n.

Tatsache ist aber, dass Republikan­er immer noch Angst haben vor Trump sowie dessen Fähigkeit, seine Anhänger gegen sie zu mobilisier­en, wenn sie ihm den Rücken kehren. Solange die Partei aber an der Vergangenh­eit festhält und sich freiwillig dem Diktat eines abgewählte­n Präsidente­n beugt, nützen in diesem Impeachmen­t- Prozess auch die besten Beweise nichts.

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