Leben, Tod und wieder leben?
Pfarrer Thorsten Kisser führt junge Gläubige auch auf den Friedhof.
Wie erfahren Jugendliche vom Tod, wie erleben sie ihn? Viele Jugendliche, so sagt es Pfarrer Thorsten Kisser, hätten den Tod von Angehörigen, Nachbarn oder Freunden vor Augen. Andere dächten an ein Haustier. Sterben und Tod spiele auch bei Jugendlichen eine gewichtige Rolle. Doch im Alltag gebe es oft wenig Raum, darüber zu sprechen.
Ein tragischer Verkehrsunfall wie in Giengen, als ein 13-Jähriger Schüler von einer Ampel erschlagen wurde, Covid-19 oder ein Amoklauf könnten auch Jugendliche „in brutalster Weise“betreffen, so Kisser. Deshalb ist es für den Pfarrer aus religionspädagogischer Sicht wichtig, hierüber mit Jugendlichen zu sprechen. Dies umso mehr als Jugendliche in einer noch nie da gewesen Weise über die Medien den Tod wahrnähmen und sich emotionalisieren ließen. In Familien werde der Tod nicht anders wie in der Gesellschaft schnell stumm geschaltet, möglicherweise auch tabuisiert.
Für Kisser gehört deshalb ein Besuch auf dem Friedhof unbedingt zu jedem Konfirmandenjahr. Heuer hatte der Pfarrer durch das Bestattungsinstitut Leibersberger aus Herbrechtingen Verstärkung. Jungchef Tim Leibersberger und der Auszubildende Marc Kolb stellten den Jugendlichen ihre Arbeitswelt und den Friedhof vor, auf dem wohl 500 Menschen beerdigt sind. Die Konfirmanden erfuhren von den verschiedenen Bestattungsformen und ließen sich von dem Bestatter-team in der Trauerhalle erläutern, wie Verstorbene gewaschen, transportiert, gerichtet und begleitet werden. Für die Jugendlichen, so Kisser, sei dabei deutlich geworden, wie auch ein verstorbener Mensch hohe Wertschätzung und Würde erfahre.
Heilsame Hoffnung
Pfarrer Kisser ist noch eine weitere Perspektive wichtig: Gibt es ein Leben nach dem Tod? Jugendstudien
gingen davon aus, dass rund 32 Prozent der Jugendlichen in Westdeutschland an ein Weiterleben nach dem Tod glaubten, in Ostdeutschland nur 18 Prozent. Im Laufe des Konfirmandenjahrs hat sich bei seiner Gruppe der Anteil von 51 auf 58 Prozent erhöht. Für Kisser hat Religion in diesem Bereich großes Potenzial. „Christlicher Glaube schenkt eine heilsame Hoffnung.“