Heidenheimer Neue Presse

Viele Baustellen in der Verkehrspo­litik

Der Ausbau von ÖPNV und Radwegen rangiert in der Wunschlist­e der Bürger weit hinten. Als großes Problem werden dagegen kaputte Straßen gesehen.

- Von David Nau

Weniger Autos, dafür mehr Busse, Bahnen und Radfahrer: Seit seinem Amtsantrit­t kämpft Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) für eine Verkehrswe­nde in Badenwürtt­emberg. Im Landtag und in der Wirtschaft hat er sich damit nicht nur Freunde gemacht. Aber wie sehen die Wählerinne­n und Wähler die Verkehrspo­litik im Südwesten? Was sind aus ihrer Sicht die drängendst­en Probleme?

Antworten auf diese Fragen liefert eine Umfrage, die die Zeitungen in Baden-württember­g beim Institut für Demoskopie in Allensbach in Auftrag gegeben haben. Dafür wurden 1009 repräsenta­tiv ausgewählt­e Menschen befragt. Ihre Antworten zeigen, dass die Verkehrspo­litik des Landes nicht überall die Wünsche der Bürger trifft.

So sind die Baden-württember­ger mehrheitli­ch der Meinung, dass in den vergangene­n Jahren zu wenig in den Erhalt von Straßen, Brücken und Tunnel investiert wurde (64 Prozent). Entspreche­nd weit oben tauchen kaputte Straßen auf der Liste der größten Problemen im Land auf. Fast die Hälfte der Befragten (45 Prozent) hält schlechte Straßen für ein großes Problem. Noch mehr ärgern sich die Baden-württember­ger nur über zu hohe Preise im ÖPNV (52 Prozent) und zu viele Staus (50 Prozent). Themen, die dem Verkehrsmi­nister am Herzen liegen, rangieren in der Wunschlist­e der Wähler deutlich weiter unten: Mehr Verbindung­en im ÖPNV (31 Prozent), mehr Radwege (25 Prozent) oder mehr Car-sharing-angebote (10 Prozent).

Einen besonderen Fokus auf den Ausbau des ÖPNV finden die Baden-württember­ger ebenfalls nicht gut. Nur 23 Prozent wünschen sich stärkere Investitio­nen in den ÖPNV anstatt in Straßen. Die Mehrheit der Befragten ist für eine gleichmäßi­ge Verteilung von Investione­n auf ÖPNV und Straßennet­z (56 Prozent). Eine gute Nachricht für den grünen Minister: In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen wünscht sich fast die Hälfte (43 Prozent) eine Bevorzugun­g des ÖPNV.

Die Zahlen zeigen nicht nur einen Generation­enkonflikt auf, sie zeigen auch ein Gefälle zwischen Stadt und Land. Zu wenige Verbindung­en des ÖPNV sehen zum Beispiel vor allem Dorfbewohn­er als ein großes Problem (42 Prozent). Städter scheinen mit dem Angebot zufriedene­r (23 Prozent). Zu hohe Ticketprei­se stören hingegen vor allem Städter (60 Prozent), auf dem Land ist das nur für 38 Prozent ein Problem.

Einiger sind die Baden-württember­ger bei der Frage nach einem Tempolimit auf Autobahnen. Knapp die Hälfte (47 Prozent) ist dafür, nur 34 Prozent sind dagegen, 19 Prozent sind unentschie­den. Am meisten Zustimmung (37 Prozent) erhält eine Begrenzung bei 130 Stundenkil­ometern.

In Grenzen hält sich dagegen die Begeisteru­ng für Stuttgart 21. 40 Prozent der Befragten hält die Entscheidu­ng für das umstritten­e Bahnprojek­t für nicht richtig. Zufrieden mit dem Bau sind nur 27 Prozent. Ein Drittel der Befragten hatte keine Meinung dazu.

 ??  ??
 ??  ?? Kein Bevorzugun­g von Bussen und Bahnen: Die meisten Baden-württember­ger wünschen sich ein Nebeneinan­der von ÖPNV und Auto.
Kein Bevorzugun­g von Bussen und Bahnen: Die meisten Baden-württember­ger wünschen sich ein Nebeneinan­der von ÖPNV und Auto.
 ??  ?? Überzeugt die Mehrheit mit seiner Arbeit nicht: Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne).
Überzeugt die Mehrheit mit seiner Arbeit nicht: Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne).

Newspapers in German

Newspapers from Germany