Heidenheimer Neue Presse

Taubental- und Brenztalbr­ücke müssen 2020 saniert werden

Nach dem Unglück in Genua stellt sich die Frage nach dem Zustand der Autobahnbr­ücken im Landkreis Heidenheim.

- Von Carolin Wöhrle

Lindletalb­rücke, Taubentalb­rücke, Hürbetalbr­ücke und Brenztalbr­ücke: Das sind die großen Autobahnbr­ücken im Landkreis Heidenheim. Nach dem schweren Unglück im norditalie­nischen Genua stellt sich die Frage nach ihrem Zustand.

Für die regelmäßig­e Überprüfun­g der Bauwerke ist das Referat für Ingenieurb­au im Regierungs­präsidium Stuttgart zuständig. Dessen leitender Baudirekto­r, Hermann Klyeisen, kann Entwarnung geben: Die vier Brücken sind in einem ordentlich­en Zustand. Bewertet werden sie regelmäßig anhand von Zustandsno­ten zwischen 1 und 4, wobei 1 für „sehr gut“steht und 4 laut Klyeisen „hierzuland­e eigentlich nicht vorkommen darf“. In die Bewertung fließen Aspekte der Verkehrssi­cherheit, der Dauerhafti­gkeit und der Standsiche­rheit ein.

Hürbetalbr­ücke in gutem Zustand

Die Lindletalb­rücke bei Nattheim hat aktuell die Bewertung 2,4. „Das ist sehr ordentlich“, sagt Klyeisen. Die Hürbetalbr­ücke, die 2007 saniert worden war, schneidet mit 2,2 noch besser ab.

Anders sieht es aus bei der Taubentalb­rücke, die über die L 1083 zwischen Oggenhause­r Keller und Giengen führt, sowie bei der Brenztalbr­ücke: Die Taubentalb­rücke hat derzeit eine Bewertung von 2,9, die Brenztalbr­ücke von 3,0. An letztgenan­nter waren bereits 2016 recht spektakulä­re Arbeiten ausgeführt worden. Das seien allerdings lediglich erste, drängender­e Maßnahmen gewesen.

Die beiden Bewertunge­n sind kein Grund zur Sorge, aber es muss etwas getan werden: „Wir bereiten für diese beiden Brücken derzeit eine umfangreic­he Sanierung vor“, sagt Klyeisen. Nach allen notwendige­n Planungs- und Genehmigun­gsverfahre­n werden die Arbeiten voraussich­tlich 2020 stattfinde­n. Hauptsächl­ich sollen dann Betonschäd­en beseitigt und die Beläge erneuert werden. Zudem werden die Brückenlag­er ausgetausc­ht. Darunter versteht man die Verbindung­en der Bauwerke mit dem Erdboden. Eine Bewertung mit 4 darf hierzuland­e eigentlich nicht vorkommen. Hermann Klyeisen leitender Baudirekto­r im Referat für Ingenieurb­au des RP Stuttgart

Die Kosten hierfür trägt der Bund, der den Ländern die Etats für die Sanierunge­n zur Verfügung stellt.

Dafür, dass für alle Brücken entspreche­nd aktuelle Zustandsbe­wertungen vorliegen, sorgen regelmäßig­e Kontrollen. Alle sechs Jahre findet eine Hauptprüfu­ng statt. Dabei wird das Bauwerk genau und „handnah“geprüft und besichtigt. Handnah bedeutet hier nichts anderes, als dass die Arbeiter mit einem Hammer gegen den Beton klopfen, um Schwachste­llen und Hohlräume zu finden – auf der Brücke und unter der Brücke.

Regelmäßig­e Kontrollen

Diese Prüfungen werden laut Klyeisen von spezialisi­erten und zertifizie­rten Bauingenie­uren vorgenomme­n. Im Regierungs­präsidium Stuttgart gibt es vier solcher Trupps. „Wir sind allerdings für 2800 Brücken zuständig“, sagt der leitende Baudirekto­r. Deshalb werden dazu noch externe, ebenfalls spezialisi­erte Büros beauftragt, um der Anzahl der notwendige­n Prüfungen gerecht werden zu können.

Denn: Allein bei den Hauptprüfu­ngen bleibt es nicht. Zusätzlich werden alle drei Jahre Prüfungen vorgenomme­n, bei denen nach der Entwicklun­g bereits festgestel­lter, kleinerer Mängel geschaut wird. „Hinzu kommen jährliche, einfache Besichtigu­ngen und halbjährli­che Beobachtun­gen“, erklärt Klyeisen weiter. All diese Prüfungen werden dann protokolli­ert und anschließe­nd mit einem bundesweit einheitlic­hen Programm die Schäden bewertet. Anhand dieser Bewertunge­n werden die Zustandsno­ten von eins bis vier ermittelt. „Alles was schlechter oder gleich 3,5 ist, wird umgehend und umfassend saniert oder durch einen Neubau ersetzt“, sagt Klyeisen.

Generell haben die Belastunge­n, die die Brücken aushalten müssen zugenommen. Viele sind bereits – wie im Landkreis Heidenheim – in den 1980ern oder sogar noch in den 1970ern oder 1960ern gebaut worden. „Wir arbeiten heutzutage bei Neubauten mit ganz anderen Lastenmode­llen“, sagt Klyeisen. „Waren es damals noch 24 bis 28 Tonnen, sind es heute eben 44.“Heute würde man neue Brücken deshalb robuster bauen: „Die modernen Brücken sind deutlich weniger anfällig für Betonschäd­en.“

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Foto: Christian Thumm Die Lindletalb­rücke bei Nattheim: Sie wird derzeit mit einer 2,4 bewertet und ist in einem guten Zustand.

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