Taubental- und Brenztalbrücke müssen 2020 saniert werden
Nach dem Unglück in Genua stellt sich die Frage nach dem Zustand der Autobahnbrücken im Landkreis Heidenheim.
Lindletalbrücke, Taubentalbrücke, Hürbetalbrücke und Brenztalbrücke: Das sind die großen Autobahnbrücken im Landkreis Heidenheim. Nach dem schweren Unglück im norditalienischen Genua stellt sich die Frage nach ihrem Zustand.
Für die regelmäßige Überprüfung der Bauwerke ist das Referat für Ingenieurbau im Regierungspräsidium Stuttgart zuständig. Dessen leitender Baudirektor, Hermann Klyeisen, kann Entwarnung geben: Die vier Brücken sind in einem ordentlichen Zustand. Bewertet werden sie regelmäßig anhand von Zustandsnoten zwischen 1 und 4, wobei 1 für „sehr gut“steht und 4 laut Klyeisen „hierzulande eigentlich nicht vorkommen darf“. In die Bewertung fließen Aspekte der Verkehrssicherheit, der Dauerhaftigkeit und der Standsicherheit ein.
Hürbetalbrücke in gutem Zustand
Die Lindletalbrücke bei Nattheim hat aktuell die Bewertung 2,4. „Das ist sehr ordentlich“, sagt Klyeisen. Die Hürbetalbrücke, die 2007 saniert worden war, schneidet mit 2,2 noch besser ab.
Anders sieht es aus bei der Taubentalbrücke, die über die L 1083 zwischen Oggenhauser Keller und Giengen führt, sowie bei der Brenztalbrücke: Die Taubentalbrücke hat derzeit eine Bewertung von 2,9, die Brenztalbrücke von 3,0. An letztgenannter waren bereits 2016 recht spektakuläre Arbeiten ausgeführt worden. Das seien allerdings lediglich erste, drängendere Maßnahmen gewesen.
Die beiden Bewertungen sind kein Grund zur Sorge, aber es muss etwas getan werden: „Wir bereiten für diese beiden Brücken derzeit eine umfangreiche Sanierung vor“, sagt Klyeisen. Nach allen notwendigen Planungs- und Genehmigungsverfahren werden die Arbeiten voraussichtlich 2020 stattfinden. Hauptsächlich sollen dann Betonschäden beseitigt und die Beläge erneuert werden. Zudem werden die Brückenlager ausgetauscht. Darunter versteht man die Verbindungen der Bauwerke mit dem Erdboden. Eine Bewertung mit 4 darf hierzulande eigentlich nicht vorkommen. Hermann Klyeisen leitender Baudirektor im Referat für Ingenieurbau des RP Stuttgart
Die Kosten hierfür trägt der Bund, der den Ländern die Etats für die Sanierungen zur Verfügung stellt.
Dafür, dass für alle Brücken entsprechend aktuelle Zustandsbewertungen vorliegen, sorgen regelmäßige Kontrollen. Alle sechs Jahre findet eine Hauptprüfung statt. Dabei wird das Bauwerk genau und „handnah“geprüft und besichtigt. Handnah bedeutet hier nichts anderes, als dass die Arbeiter mit einem Hammer gegen den Beton klopfen, um Schwachstellen und Hohlräume zu finden – auf der Brücke und unter der Brücke.
Regelmäßige Kontrollen
Diese Prüfungen werden laut Klyeisen von spezialisierten und zertifizierten Bauingenieuren vorgenommen. Im Regierungspräsidium Stuttgart gibt es vier solcher Trupps. „Wir sind allerdings für 2800 Brücken zuständig“, sagt der leitende Baudirektor. Deshalb werden dazu noch externe, ebenfalls spezialisierte Büros beauftragt, um der Anzahl der notwendigen Prüfungen gerecht werden zu können.
Denn: Allein bei den Hauptprüfungen bleibt es nicht. Zusätzlich werden alle drei Jahre Prüfungen vorgenommen, bei denen nach der Entwicklung bereits festgestellter, kleinerer Mängel geschaut wird. „Hinzu kommen jährliche, einfache Besichtigungen und halbjährliche Beobachtungen“, erklärt Klyeisen weiter. All diese Prüfungen werden dann protokolliert und anschließend mit einem bundesweit einheitlichen Programm die Schäden bewertet. Anhand dieser Bewertungen werden die Zustandsnoten von eins bis vier ermittelt. „Alles was schlechter oder gleich 3,5 ist, wird umgehend und umfassend saniert oder durch einen Neubau ersetzt“, sagt Klyeisen.
Generell haben die Belastungen, die die Brücken aushalten müssen zugenommen. Viele sind bereits – wie im Landkreis Heidenheim – in den 1980ern oder sogar noch in den 1970ern oder 1960ern gebaut worden. „Wir arbeiten heutzutage bei Neubauten mit ganz anderen Lastenmodellen“, sagt Klyeisen. „Waren es damals noch 24 bis 28 Tonnen, sind es heute eben 44.“Heute würde man neue Brücken deshalb robuster bauen: „Die modernen Brücken sind deutlich weniger anfällig für Betonschäden.“