Forscher prophezeit Wut-Winter in Sachsen
Steigende Energiepreise könnten zu Protesten und Radikalisierung im Osten führen
CHEMNITZ – Flüchtlinge, Corona und nun die Energiepreise? Im Herbst droht erneut Protest auf den Straßen aufzuflammen, warnt der Chemnitzer Sozialforscher Piotr Kocyba. Sachsen könnte dabei einmal mehr zum Hotspot werden.
Angesichts der drohenden Energiekrise und hoher Inflation erwartet Kocyba für den Herbst eine neue, heftige Protestwelle. „Sachsen wird hierbei ein Hotspot sein“, sagte der Chemnitzer Protestforscher. Schon jetzt heizten Akteure wie die rechtsextremen Freien Sachsen und die Identitäre Bewegung in sozialen Netzwerken die Stimmung an. Auch die Linke will Bürger zu Demonstrationen gegen die geplante Gasumlage auf die Straße rufen.
In Sachsen hätten sich in den vergangenen Jahren feste Protestmilieus etabliert.
Im vergangenen Winter gingen vielerorts allwöchentlich Tausende gegen Corona-Maßnahmen auf die Straße. Nach Einschätzung Kocybas könnten die Proteste im Herbst ein ähnliches Ausmaß erreichen. Unruhen im Sinne von Barrikaden in den Städten und brennenden Autos sehe er in Deutschland zwar nicht aufziehen, allerdings rechne er mit einer weiteren Radikalisierung Protestierender im Ton bis hin zu Gewaltfantasien sowie im Umgang mit Sicherheitsbehörden. Sollte die Krise länger dauern, sei auch nicht ausgeschlossen, dass sich terroristische Gruppen gründeten, wie es zu Zeiten der Proteste gegen Flüchtlinge etwa in Freital der Fall war. Einen Vorgeschmack auf kommende Proteste und ihre Radikalisierung gebe das jüngste Geschehen in Heidenau bei Dresden, so Ko
cyba. Dort wollten die Freien Sachsen bei einer Kundgebung einen Prozess gegen Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) inszenieren. Der sächsische
Verfassungsschutz sagte hingegen, den Rechtsextremen sei mit dem Thema Energiekrise bisher kein durchschlagender Mobilisierungserfolg gelungen.