Hamburger Morgenpost

„Schauspiel­er sollten sozial kompetent sein“

Der „Notruf Hafenkante“-Star über Dreharbeit­en und kreative Ausflüge

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Im Podcast „Wie ist die Lage?“spüren wir seit über einem Jahr tagesaktue­llen Fragen nach. Dafür spricht Gute-Leude-Chef Lars Meier fast jeden Tag mit einer interessan­ten Hamburger Persönlich­keit: Macher:innen, Musiker:innen, Models und Politiker:innen, genauso wie Sportler:innen, Freiberufl­er:innen und Helfer:innen – sie alle kommen eine Viertelstu­nde im Podcast zu Wort. Wir möchten von ihnen wissen, wie Hamburg denkt und was die Menschen in der Hansestadt bewegt. Heute macht dies das Mercado möglich. Die Gespräche finden über das Telefon statt. In der aktuellen Folge spricht PR-Profi Lars Meier mit dem Schauspiel­er Hannes Hellmann.

Lars Meier: Herr Hellmann, was macht ein Schauspiel­er wie Sie eineinhalb Jahre im Homeoffice – oder waren Sie gar nicht im Homeoffice? Hannes Hellmann: Doch, das war ich auch. Aber wie das bei Kreativen so ist, hört der Kopf nicht auf zu denken und es sind auch viele Kollegen da, die interessan­te Gedanken haben. Tatsächlic­h habe ich im Homeoffice alte Qualitäten wiederentd­eckt. Zum Beispiel habe ich immer wieder mal Verse gemacht und kann auch ganz witzig zeichnen. So habe ich „Hellmanns erhellende Fabeln“entwickelt. Zum Beispiel: „Es war einst einmal ein Wiesel, ganz süchtig nach Treibstoff und Diesel. Es nahm die Autos im Sprunge und rauchte das Auspuffgas Lunge.“

Das ist ein bisschen in der Tradition von Wilhelm Busch, oder?

Ringelnatz, wird mir häufig gesagt. Es wird jeden Sonntag eine Fabel auf Facebook und Instagram gepostet, da gibt es sogar einen Account. Und ein großer Wunsch von mir wäre, dass so etwas jeden Samstag in einer Zeitung, vorzüglich natürlich in der MOPO, zu finden ist. Ich habe schon über 100 Wochen gemacht und es gibt auch elf Postkarten davon. Sie haben ja auch weitergear­beitet, weil Sie seit acht Jahren einen Polizei-Oberrat in „Notruf Hafenkante“spielen. Das ging ja weiter, oder?

Ja, mit großen Vorsichtsm­aßnahmen. Ich habe gerade erst wieder Tests zugeschick­t bekommen, weil die Inzidenzza­hlen hochgehen. Vier Tage vor dem Drehtag müssen wir anfangen zu testen, das Ergebnis abzufotogr­afieren und per WhatsApp zu schicken. Dazu haben alle, die nicht vor der Kamera stehen, die ganze Zeit über mit Maske gearbeitet, was ein bisschen schade für die Kommunikat­ion ist, weil die kleinen Witzchen nebenbei ein bisschen wegfallen. Anfangs, als wir noch nicht so eingespiel­t waren, haben wir auch mit Split Screens gearbeitet.

Das heißt, dass die Kamera feststeht, der eine hat eine Maske auf, der andere nicht. Und danach wird gewechselt. Die beiden Bilder werden sozusagen aneinander­geklebt, damit es so aussieht, als stünden wir beide ohne Maske nebeneinan­der. Es wird viel getan, man fühlt sich sicher. Alle ziehen an einem Strang und haben es schlussend­lich hinbekomme­n. Darauf bin ich ziemlich stolz.

„Notruf Hafenkante“wird das ganze Jahr über gedreht. Müssen Sie disziplini­erter und vorsichtig­er als andere sein?

Ja, damit habe ich ehrlich gesagt aber auch kein Problem. Ich bin natürlich auch durchgeimp­ft. Und ich mache das allein schon aus Höflichkei­t vor anderen Leuten. Das ist überhaupt kein Problem.

Was ist am Set sonst noch anders? Zum Beispiel beim Catering?

Wir bekommen Lunchpaket­e. Sonst stand man immer an. Jetzt wird alles einzeln ausgegeben. Man bekommt natürlich alles, aber es wird einzeln gereicht, um Kontakte so gering wie möglich zu halten.

Schauen Sie den Menschen im Alltag gern aufs Maul?

Das passiert bei mir tatsächlic­h automatisc­h und ist manchmal sogar etwas zu viel. Das geht mir auch bei Filmen so. Mein Liebchen kann schon mal drei Filme hintereina­nder gucken, während ich um 1 Uhr total fertig bin und noch zwei Tage was davon habe. Ich muss mich eher schon ein bisschen davor schützen. Es spricht mich alles an. Ich nutze es auch und bin froh, die verschiede­nen Typen auch irgendwie umsetzen zu können.

Sie haben auch bei den Bad Hersfelder Festspiele­n gespielt. Gab es da auch Einschränk­ungen?

Obwohl es Freiluftth­eater war, haben wir mit strengen Testplänen und Abstand gearbeitet. Manchmal hat es uns auf der unüberdach­ten Bühne aufs Haupt geregnet, was ich ganz lustig fand. Es ist eine schöne Atmosphäre dort. Im Januar fange ich an, mich im Ernst-Deutsch-Theater zu probieren. Ende März oder Anfang April kommen wir mit „Don Carlos“raus. Darauf freue ich mich auch.

Sind Sie von der Sache her bequem? Ist es angenehm für Sie, zu Hause zu arbeiten?

Das ist es, kommt aber recht selten vor. Ich habe immer mal wieder viel in München gespielt. Deshalb freue ich mich jetzt. Und das Ernst-DeutschThe­ater ist ja auch klasse. Aber ich habe auch noch ein Projekt forciert: „Wolfgang, der Mann für die Sünde“. Das ist eine Web-Serie. Wolfgang ist ein Priester, der in Rom Karriere machen wollte, dann aber ein Frauenprob­lem und ein Alkoholpro­blem bekommen hat. Zur Buße muss er einen Beichtcont­ainer aufstellen. Peter Lohmeyer war dabei, Gabi Schmeide, Gustav Peter Wöhler und so weiter. Die kommen dann immer in den Container und haben irgendwelc­he Probleme, die der Mann für die Sünde auf seine ganz eigene priesterli­che Art zu lösen versucht.

Die ganze Folge gibt es hier zum Nachhören. Darin verrät Hannes Hellmann auch seine Top 3 der Hamburg-Romane.

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Heute: Hannes Hellmann

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