Sie hoffen auf ein Ticket nach Berlin
WAHL Welche Polit-Profis Hamburg in der Hauptstadt vertreten möchten. Bundestag könnte größer werden
Der Bundestag platzt aus allen Nähten. Derzeit sind es 709 Sitze, nach der Wahl am Sonntag könnten es mehr als 1000 werden – und das trotz einer Wahlrechtsreform, die das Parlament verkleinern soll. Auch Hamburgs Politiker:innen sind davon betroffen, einige hoffen dennoch auf ein Ticket nach Berlin.
16 Abgeordnete vertreten derzeit im Parlament die knapp 1,3 Millionen Hamburger Wahlberechtigten – fünf von der SPD, vier von der CDU, jeweils zwei von Grünen, FDP und der Linken sowie einer von der AfD. Der neue Bundestag soll aber kleiner werden, haben Union und SPD 2020 beschlossen.
Aber ob das klappt, ist fraglich, da es bei den 299 Wahlkreisen bleibt. Was jedoch neu ist: Überhangmandate sollen mit Listenmandaten derselben Partei aus einem anderem Bundesland verrechnet werden.
Wenn der Bundestag seine Soll-Größe von 598 Sitzen überschreitet, sollen durch die Reform zudem bis zu drei Überhangmandate nicht durch Ausgleichsmandate kompensiert werden. Diese regeln die Anzahl der Sitze, sodass andere Parteien durch Überhangmandate nicht benachteiligt werden.
In Hamburg könnte sich das vor allem negativ auf die CDU auswirken. 2017 wurde nur einer direkt gewählt: Spitzenkandidat und Landesvorsitzender Christoph Ploß. Die anderen drei CDU-Abgeordneten Rüdiger Kruse, Christoph de Vries sowie Marcus Weinberg kamen bei einem CDU-Stimmenanteil von 27,2 Prozent in Hamburg über die Landesliste nach Berlin. In diesem Jahr könnte es durch die neue Regel und die erwarteten Stimmenverluste für den Listenplatz drei knapp werden.
Ploß ist ein erneutes Ticket nach Berlin als Spitzenkandidat sicher. Ähnlich kann auch Franziska Hoppermann aus Wandsbek auf Platz zwei hoffen. Für de Vries auf drei, Kruse auf vier und Weinberg, der nur direkt und nicht auf der Liste antritt, heißt es zittern.
Die SPD hat weniger zu befürchten. Mit 23,5 Prozent im Jahr 2017 wurden alle fünf Abgeordneten direkt in den Bundestag gewählt. Laut den letzten Umfragen kommt dieses Jahr noch ein Stimmenzuwachs dazu.
Dadurch können sich die bisherigen Bundestagsabgeordneten Aydan Özuguz (Wandsbek), Dorothee Martin, die für Johannes Kahrs aus Nord nachrückt, Matthias Bartke (Altona), Niels Annen (Eimsbüttel) und Metin Hakverdi (Bergedorf-Harburg) in ihren Wahlkreisen erneut Hoffnungen machen. Ebenso Falko Droßmann, der bisherige Bezirksamtschef von Mitte, der gern das Direktmandat von Kahrs übernehmen würde. Bis auf Droßmann sind die Direktkandidat:innen auch durch aussichtsreiche Listenplätze hinter Spitzenkandidatin Özuguz abgesichert.
Die Grünen können ebenfalls mit mehr Stimmen rechnen. 2017 kamen sie in Hamburg auf 13,9 Prozent und waren seither in Berlin durch das Grünen-Urgestein Anja Hajduk, die nicht mehr antritt, und den Bergedorfer Manuel Sarrazin vertreten. Diesmal führt Wirtschaftsexpertin Katharina Beck die Landesliste an, vor dem früheren Justizsenator Till Steffen sowie Emilia Fester von der Grünen Jugend.
Die Hamburger Linke hofft erneut auf mindestens zwei Abgeordnete in Berlin. Żaklin Nastić hat 2017 den Sprung nach Berlin geschafft und ist auch dieses Jahr wieder auf Listenplatz eins, Innenexperte der Bürgerschaftsfraktion, Deniz Celik, will ihr dieses Mal nach Berlin folgen. Finanzexperte Fabio De Masi kandidiert hingegen nicht erneut für den Bundestag. 12,2 Prozent hatte 2017 die Linke in Hamburg, diesmal könnten es laut Umfragen etwas weniger werden.
Die Hamburger FDP könnte demgegenüber eher Stimmen dazugewinnen, 2017 hatte sie 10,8 Prozent erhalten. Spitzenkandidat Michael Kruse gibt dieses Jahr deshalb wieder mindestens zwei Abgeordnete als Ziel an. Er wurde im April zum Nachfolger der Landesvorsitzenden Katja Suding bestimmt, die nicht mehr kandidiert. Auf Platz zwei der Landesliste steht die frühere JuliChefin Ria Schröder.
Die Hamburger AfD schickte vor vier Jahren Bernd Baumann nach Berlin, er steht wieder auf Platz eins der Landesliste.