Hamburger Morgenpost

Joni Mitchell als beste Freundin

INTERVIEW The Joni Project ehrt die legendäre kanadische Songwriter­in und ihr Album „Blue“morgen im Stage-Club

- Das Interview führte FREDERIKE ARNS MOPOP: Wie habt ihr zueinander gefunden? Stefanie Hempel: Warum finden manche Leute nur schwer Zugang zu Joni Mitchell? Hempel: de Wolff:

Stefanie Hempel (44), Anne de Wolff (50) und Iris Romen (44) haben sich als The Joni Project zusammenge­tan, um in diesem Jahr den 50. Geburtstag des Albums „Blue“von Joni Mitchell (77) zu feiern und live aufzuführe­n. Vor der Show morgen im Stage-Club erzählen sie im MOPOP-Interview von der legendären Songwriter­in, von Emotionen, Stärke und Humor, „falschen“Tönen und dem „Joni-Seufzen“.

In der dunkelsten Lockdown-Zeit habe ich mir überlegt, was ich dennoch Schönes machen könnte. Eigentlich mache ich ja viele Beatles-Sachen, aber mein heimliches Lieblingsa­lbum ist „Blue“. Und weil es in diesem Jahr 50. Jubiläum feiert, wollte ich es gerne komplett aufführen – am liebsten mit starken Frauen, Songwriter­innen und Instrument­alistinnen. An Anne habe ich sofort gedacht, wir kennen uns schon lange – aber hatten vorher noch nie musikalisc­h was zusammen gemacht. Iris kannte ich gar nicht persönlich, ich hatte immer nur von ihr gehört und sie deswegen auf Instagram gestalkt. (lacht) Ich wusste bei beiden gar nicht, ob sie Joni überhaupt mögen. Dann habe ich mir einfach Iris’ Nummer besorgt und sie hat sofort zugesagt. Anne auch.

Was macht die Magie zwischen euch und Joni Mitchell aus? Anne de Wolff: In ihren Texten geht es ja zum Beispiel um ihr Kind, das sie zur Adoption

freigegebe­n hat – und so viele weitere tiefe Sachen, die einen berühren. Deswegen sind wir uns auch schnell auf persönlich­er Ebene nahegekomm­en. Ein bisschen verrückt bei uns dreien ist, dass wir alle einen Sohn haben und die gleiche Erfahrung gemacht haben, als Musikerinn­en alleinerzi­ehend zu sein. Auf dieser Ebene und vielen anderen verstehen wir uns einfach und sind dabei dennoch sehr unterschie­dlich. Das ist eine Bereicheru­ng.

Als Nicht-Mutterspra­chler muss man sich einfach sehr stark mit ihren Texten befassen, um sie zu verstehen. Das kann anstrengen­d sein. In vielen Köpfen steckt wohl fest, dass alles von Joni nur traurig ist. Das stimmt natürlich einerseits, die Platte heißt deswegen ja auch „Blue“. Aber anderersei­ts geht auch so viel Kraft von ihr aus.

Sie hat auch einen schönen Humor, er bewirkt, dass man die Traurigkei­t auch genießen kann.

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