SCHIRI FÜR DAVIDWACHE
ST. PAULI Auch in der Freizeit tanzen alle nach der Pfeife von Sebastian Born
Was der neue junge Boss für das berühmte Revier plant:
Party, Glamour und Kultur gehören zum Kiez genau wie Prostitution, Verbrechen und Alkohol. Eine Institution, die seit jeher das Treiben auf St. Pauli kontrolliert: die Davidwache, Deutschlands berühmtestes und Europas kleinstes Polizeirevier. Das PK 15, so die Abkürzung der Hamburger Wache, hat nun einen neuen Chef. Künftig hören alle auf den „Pfiff“von Sebastian Born.
Der 40-Jährige, in der Freizeit Schiedsrichter in Hamburgs höchster Fußball-Klasse (Oberliga), ist mit seinem Alter einer der jüngeren Polizeioberräte. Kollegen sagen, er habe sich mit viel Disziplin, Anstand und Empathie nach oben gearbeitet. Er war bei der Bereitschaftspolizei, hat später noch einmal für den höheren Dienst studiert. Zuletzt war er Vize-Chef am PK 14 an der Caffamacherreihe – und ist nun einer der jüngsten Davidwachen-Chefs aller Zeiten. „Ich bin Ur-Hamburger und stolz darauf“, sagt er der MOPO. Born wirkt gelassen, freundlich, hat eine starke Stimme. Und er weiß, was er will
„Es wäre schräg, wenn ich ein ganz neues Feld aufmachen würde. Die Brenn- und Schwerpunkte sind bekannt und die ändern sich nicht. Wir haben am Hafenrand Drogenkriminalität und sonst auch wohl alle anderen Phänomene im Kriminalitätsbereich – alle sind es wert, von uns weiter angegangen zu werden.“Wichtig sei ihm dabei: authentisch zu sein. „Man muss so sein, wie man ist, und offen auf die Menschen im Viertel zugehen. Dann kann nur Gutes passieren“, sagt Born. Kommunikation sei dabei der Schlüssel zum Erfolg.
St. Pauli und der Kiez – sein neues Revier sei für ihn das spannendste Einsatzgebiet „im Herzen der Stadt“. Für ihn gibt es kaum einen „bunteren“Stadtteil. Born: „Hier trifft man Menschen in prekären Lebenssituationen und die, denen es deutlich besser geht, manchmal solche, die uns nicht wohlgesinnt sind.“
Ein Ziel hat sich der Vater zweier Kinder, für den es nicht immer klar war, dass er Polizist wird („War jetzt nicht so, dass ich als Vierjähriger mit einer Polizeikelle durchs Wohnzimmer lief“), dann doch gesetzt: „Wir befinden uns in besonderen Zeiten, wo wir hoffentlich alle schrittweise Richtung Normalität gehen. Es ist etwas ganz Besonderes, dann auch diesen unter Pandemie-Bedingungen besonders betroffenen Stadtteil polizeilich zu begleiten. Und ihm zu helfen.“Ein Mann, ein Wort. Auf das nun künftig 160 Kolleginnen und Kollegen hören werden. Auch ohne Pfeife.
Es war jetzt nicht so, dass ich als Vierjähriger mit einer Polizeikelle durchs Wohnzimmer lief. Sebastian Born