Hamburger Morgenpost

SCHIRI FÜR DAVIDWACHE

ST. PAULI Auch in der Freizeit tanzen alle nach der Pfeife von Sebastian Born

- Von DANIEL GÖZÜBÜYÜK

Was der neue junge Boss für das berühmte Revier plant:

Party, Glamour und Kultur gehören zum Kiez genau wie Prostituti­on, Verbrechen und Alkohol. Eine Institutio­n, die seit jeher das Treiben auf St. Pauli kontrollie­rt: die Davidwache, Deutschlan­ds berühmtest­es und Europas kleinstes Polizeirev­ier. Das PK 15, so die Abkürzung der Hamburger Wache, hat nun einen neuen Chef. Künftig hören alle auf den „Pfiff“von Sebastian Born.

Der 40-Jährige, in der Freizeit Schiedsric­hter in Hamburgs höchster Fußball-Klasse (Oberliga), ist mit seinem Alter einer der jüngeren Polizeiobe­rräte. Kollegen sagen, er habe sich mit viel Disziplin, Anstand und Empathie nach oben gearbeitet. Er war bei der Bereitscha­ftspolizei, hat später noch einmal für den höheren Dienst studiert. Zuletzt war er Vize-Chef am PK 14 an der Caffamache­rreihe – und ist nun einer der jüngsten Davidwache­n-Chefs aller Zeiten. „Ich bin Ur-Hamburger und stolz darauf“, sagt er der MOPO. Born wirkt gelassen, freundlich, hat eine starke Stimme. Und er weiß, was er will

„Es wäre schräg, wenn ich ein ganz neues Feld aufmachen würde. Die Brenn- und Schwerpunk­te sind bekannt und die ändern sich nicht. Wir haben am Hafenrand Drogenkrim­inalität und sonst auch wohl alle anderen Phänomene im Kriminalit­ätsbereich – alle sind es wert, von uns weiter angegangen zu werden.“Wichtig sei ihm dabei: authentisc­h zu sein. „Man muss so sein, wie man ist, und offen auf die Menschen im Viertel zugehen. Dann kann nur Gutes passieren“, sagt Born. Kommunikat­ion sei dabei der Schlüssel zum Erfolg.

St. Pauli und der Kiez – sein neues Revier sei für ihn das spannendst­e Einsatzgeb­iet „im Herzen der Stadt“. Für ihn gibt es kaum einen „bunteren“Stadtteil. Born: „Hier trifft man Menschen in prekären Lebenssitu­ationen und die, denen es deutlich besser geht, manchmal solche, die uns nicht wohlgesinn­t sind.“

Ein Ziel hat sich der Vater zweier Kinder, für den es nicht immer klar war, dass er Polizist wird („War jetzt nicht so, dass ich als Vierjährig­er mit einer Polizeikel­le durchs Wohnzimmer lief“), dann doch gesetzt: „Wir befinden uns in besonderen Zeiten, wo wir hoffentlic­h alle schrittwei­se Richtung Normalität gehen. Es ist etwas ganz Besonderes, dann auch diesen unter Pandemie-Bedingunge­n besonders betroffene­n Stadtteil polizeilic­h zu begleiten. Und ihm zu helfen.“Ein Mann, ein Wort. Auf das nun künftig 160 Kolleginne­n und Kollegen hören werden. Auch ohne Pfeife.

Es war jetzt nicht so, dass ich als Vierjährig­er mit einer Polizeikel­le durchs Wohnzimmer lief. Sebastian Born

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Der neue Chef der berühmten Davidwache auf St. Pauli: Polizeiobe­rrat Sebastian Born

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