HSV schmeißt Leistner raus
Er trainiert nicht mal mehr mit. Personell wird es jetzt aber eng.
Nichts geht mehr zwischen Toni Leistner und dem HSV. Nach den Diskussionen der vergangenen Tage zog der Verein gestern einen Schlussstrich – und stellte seinen Abwehrspieler frei. Leistner nimmt nicht mehr am Training teil, soll sich stattdessen bis zum Ende der Transferperiode am Dienstag einen neuen Verein suchen.
Tim Walter versuchte, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, soweit es eben ging. Als der Trainer des HSV gestern Nachmittag zur Einheit auf den Platz schritt, drückte er sich noch schnell die letzten Reste einer Banane in den Mund und grüßte die wartenden HSV-Fans im Vorbeigehen. Vor und hinter ihm marschierten seine Profis auf den Rasen. Nur Leistner war zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr Teil der Mannschaft.
Das Ende zwischen Leistner und dem HSV. Seit Wochen knatschte es im Verhältnis des zum Dauerreservisten mutierten Routiniers mit seinem Verein, in dieser Woche nun kam es zum Bruch. Weil sich die Lage rund um den 31-Jährigen derart zuspitze, dass der Verein keinen anderen Ausweg mehr sah, als ihn freizustellen.
Was war passiert? Am Montag kamen der HSV und Leistner überein, dass eine Trennung für beide Seiten wohl das Beste sei. Da forderte der Verein Leistner auf, seine Rolle als Reservist hinter dem aufstrebenden
Jonas David (21) zu akzeptieren und die Mannschaft trotzdem im Training und in der Kabine zu pushen. Drastisch formuliert eine Rolle als Gute-Laune-Onkel – die Leistner so aber nicht akzeptieren wollte. Stattdessen teilte er der Klubführung mit, noch drei bis vier Jahre auf höchstem Niveau spielen zu wollen. Dann solle er sich bitte einen neuen Verein suchen, lautete die Replik.
Allerdings: Davon, dass Leistner nicht mehr mittrainieren solle, war am Montag noch keine Rede. Diese Entscheidung ist eine Konsequenz der anschließenden Geschehnisse, die sich nur schwer komplett auflösen lassen. Auch, weil mutmaßlich nicht immer die ganze Wahrheit erzählt wird.
Bereits am Montagabend sorgte ein Instagram-Post für Wirbel, der eine Unterhaltung Leistners mit einem HSV-Fan wiedergab (die MOPO berichtete). Darin bestätigte Leistner die Absicht des HSV, sich von ihm trennen und erklärte: „Ich kann es auch noch nicht glauben! Aber so ist das, wenn der Verein sich einen
Plan von einem Trainer aufschwatzen lässt und keinen eigenen Plan verfolgt!“
Ein Post, der für mächtig Wirbel sorgte. Zwar versicherte Leistner im Gespräch mit der HSV-Führung, es handele sich um einen Fake-Post und er habe damit nichts zu tun. Insbesondere Walter aber soll sich nach MOPO-Informationen klar dafür ausgesprochen haben, Leistner per sofort freizustellen, damit die Vorbereitung auf die Partie am Samstag in Heidenheim nicht gestört werde.
„Wir sind alle Angestellte des Vereins, dementsprechend sollten wir uns verhalten“, stellte Walter nach dem gestrigen Training klar. Allerdings bestritt er, dass es bereits im Vorfeld erhebliche Differenzen zwischen ihm und Leistner gegeben habe. Insbesondere vor knapp zwei Wochen, nach dem 2:3 im Derby bei St.Pauli, soll sich der Trainer lautstark bei Leistner beschwert haben, weil dieser sich nach Abpfiff etwas zu gut gelaunt mit Spielern des Gegners austauschte. „Sowas gab es nicht“, so Walter zu dem angeblichen Disput, der der
Wir sind alle Angestellte des Vereins, dementsprechend sollten wir uns verhalten. HSV-Trainer Tim Walter
MOPO jedoch von verschiedenen Seiten bestätigt wurde.
Wie geht es nun weiter mit Leistner? Zwar darf er den HSV ablösefrei verlassen. Doch ob sich bis Dienstag ein Verein findet, der ihn verpflichten möchte, steht in den Sternen. Bislang soll es weder Angebote noch Anfragen geben.
Auch nicht von Dynamo Dresden, Leistners Herzensklub. Zwar sieht der Abwehrmann seine private Zukunft im Anschluss an seine Karriere wieder in seiner Heimatstadt. Zurzeit aber haben die Dynamos nach MOPO-Informationen keine Planstelle im Kader für ihn frei.
Begonnen hat zumindest im Hintergrund auch längst der Poker um eine Abfindung. Sollte Leistner keinen Verein finden, blieben dem HSV zwei Lösungen: Eine kostspielige Vertragsauflösung mit dem Großverdiener oder die Möglichkeit, ihn bei der U21 mittrainieren zu lassen. Das aber hat der Klub nicht vor. Leistners Zeit beim HSV sei unwiderruflich vorbei, heißt es aus dem Volkspark.