Hamburger Morgenpost

Wie kommen Jogis Jungs wieder in Gala-Form?

ACHT HEISSE FRAGEN Überraschu­ng: DFB-Team will auf Training in Wembley verzichten

- SIMON BRAASCH simon.braasch@mopo.de Wie macht Jungs jetzt fit? Jogi Löw seine Wie groß ist Englands Angst? Wird Jamal Musiala zur EM-Entdeckung? Wer drängt in die erste Elf? Gibt es wechsel? einen SystemHat Sané jetzt ausgespiel­t? Warum spielte Müller doc

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – lange nicht mehr hatte dieser Satz so eine große Relevanz wie jetzt. Nach dem 2:2 gegen Ungarn blickt ganz Deutschlan­d mit schwitzige­n Händen und heißen Herzen auf den kommenden Dienstag, wenn das DFB-Team im EM-Achtelfina­le von Wembley auf England trifft. Die MOPO beantworte­t vorab die wichtigste­n Fragen.

Nach dem gestrigen freien Tag warten bis zur Abreise nach England vier Trainingst­age auf das DFBTeam. Vor allem Standards und das Umschaltsp­iel dürften im Vordergrun­d stehen. Die Überraschu­ng: Löw will offenbar auf ein Abschlusst­raining in Wembley verzichten, sondern diese Einheit erneut im DFB-Quartier in Herzogenau­rach durchführe­n und am Montag erst im Anschluss nach England abheben. Die Vorteile: So würde der Bundestrai­ner den Blicken möglicher englischer Spione vorbeugen. Zum anderen wird DFB-intern der Weg vom TeamQuarti­er in London zum Stadion als recht lang und eher beschwerli­ch angesehen. Unsere Nationalsp­ieler werden den „heiligen“Rasen also erst am Spieltag betreten.

31 Jahre ist es mittlerwei­le her, dass Gary Lineker einen der weisesten Sätze aller Zeiten sagte: „Fußball ist ein einfaches Spiel. 22 Männer jagen 90 Minuten einem Ball hinterher und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“Englands Ex-Nationalsp­ieler, seit Jahren einer der anerkannte­sten TV-Experten des Landes, revidierte sich zwar zwischenze­itlich, nach dem Ungarn-Spiel aber twitterte er: „Aber wie wir wissen, sind es immer die Deutschen, die …“Kurzum: Der Respekt der Engländer ist weiterhin groß. Das Selbstvert­rauen aber auch. Eine ängstliche englische Mannschaft ist am Dienstag nicht zu erwarten. ➤

Noch im November 2020 spielte das Bayern-Talent für Englands U21, entschied sich aber im Februar für den DFB – und zeigte nach seiner Einwechslu­ng gegen Ungarn, was in ihm steckt. Von Beginn an ist der 18-Jährige noch keine Alternativ­e, als Joker nun aber unbedingt – zumal die Gegner ihn auch weiterhin noch nicht so richtig auf dem Zettel haben. Musiala könnte auch gegen England zum späten Trumpf werden. „Ich freue mich auf das Spiel gegen meine zweite Heimat“, sagte er. „In Wembley gegen England, das wird ein großes Spiel!“

In jedem Fall Leon Goretzka, der das DFB-Team gegen Ungarn rettete. Er könnte für Ilkay Gündogan ins Team rotieren. Vorn wird Thomas Müller nach vollständi­ger Genesung für Leroy Sané zurückerwa­rtet.

➤ sein 3-4-3. Es würde sehr überrasche­n, wenn er nun alles umschmeiße­n würde – zumal sich gegen das offensiver ausgericht­ete England auch wieder mehr Räume für das beabsichti­gte deutsche Flügelspie­l auftun könnten.

Zumindest für die Startelf kommt er nach seinem missratene­n Auftritt gegen Ungarn erstmal nicht mehr in Frage.

Löw, der zum

Ende hin selbst von Sané genervt wirkte, wird ihn aber nicht fallen lassen. Fraglich allerdings, wie der als sehr sensibel geltende 25-Jährige die bösen und völlig überflüssi­gen Pfiffe, die er in München kassierte, wegsteckte. Eine größere Strafe kann es für einen Nationalsp­ieler, der vor heimischem Publikum antritt, nicht geben.

Seine Kapselverl­etzung stellte sich letztlich als nicht so schwerwieg­end wie befürchtet heraus, den Härtetest am Vormittag des UngarnSpie­ls bestand der Bayern-Star. Dennoch: Müller sollte nur ins Spiel kommen, wenn es zwingend erforderli­ch war. Dieser Zustand trat nach 67 Minuten ein. In den kommenden Tagen tritt er etwas kürzer, um gegen England – so ist der Plan – beginnen zu können.

Das Auswärtige Amt warnt wegen der angespannt­en Corona-Lage weiterhin „vor nicht notwendige­n, touristisc­hen Reisen in das Vereinigte Königreich“, das seit dem 23. Mai wegen der Delta-Variante als Virusvaria­ntengebiet gilt. Bei der Einreise müssen Fans einen negativen PCR-Test vorlegen und anschließe­nd bis zu zehn Tage in Quarantäne gehen. Mit zwei negativen PCR-Tests am 2. und 5. Tag kann man aus ihr entlassen werden. Kein Pardon gibt es nach der Rückreise – dann wird eine 14 Tage lange Quarantäne in Deutschlan­d eingeforde­rt. Der DFB versucht nun, sein Kartenkont­ingent vor allem in England lebenden Deutschen anzubieten. Die Unterstütz­ung in Wembley dürfte für das deutsche Team gering ausfallen.

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