Jan joggt 1000 Kilometer um die Alster — pro Monat
Seit er mit dem Laufen angefangen hat, steckt sich der Hamburger immer höhere Ziele – und hat einen Rekord geknackt
Seit über 600 Tagen läuft Jan Brüggen täglich mindestens eine Runde um die Außenalster. Sein Ziel ist es, die 1000 Tage zu erreichen. In der Zwischenzeit hat er jetzt aber noch einen neuen Rekord geknackt: 1000 gejoggte Kilometer in nur einem Monat. Und das, obwohl er lange Zeit in seinem Leben mit Sport nichts am Hut hatte.
Einen Tag ohne Laufschuhe an den Füßen gibt es für den 35-Jährigen aus Winterhude schon lange nicht mehr. Dabei sah das früher ganz anders aus: „18 Jahre lang habe ich in der Party-Szene abgehangen, hab’ viel Alkohol getrunken, geraucht und Drogen genommen“, erzählt er der MOPO. Irgendwann sei er aber an einen Punkt gekommen, an dem er sein Leben radikal ändern wollte. Das war 2017.
Er fing mit dem Laufen an und absolvierte 2018 seinen ersten Halbmarathon, 2019 nahm er am Hamburger Marathon
teil. Doch das reichte ihm noch lange nicht. „Ich brauche immer wieder neue Herausforderungen, um mich weiterentwickeln zu können“, sagt Brüggen.
Die fand er im „Alsterrunning“. Sechs Messstationen rund um die Alster erfassen automatisch die gelaufene Zeit, die Strecke und erstellen ein persönliches Lauftagebuch. Er entschied sich für die Sparte „Streak“. Der Begriff kommt aus den USA und heißt übersetzt „Serie“. Voraussetzung ist eine absolvierte Strecke von 1,6 Kilometern pro Tag. Setzt man einen Tag aus, endet der „Streak“und man muss wieder von vorne anfangen.
Brüggens „Streak“begann im Juli 2019, nächstes Jahr will der Hamburger die 1000er-Serie beim „Alsterrunning“perfekt machen. In der Zwischenzeit setzte er sich aber noch ein anderes Ziel: den MonatsstreckenRekord um die Alster zu brechen. Dieser lag bisher bei 807 Kilometern.
„Anfang des Jahres habe ich mich beruflich umorientiert und hatte deswegen Zeit“, erzählt Brüggen. Bisher hat er als Logistiker gearbeitet, im September will er eine Ausbildung zum Sozialpädagogen beginnen. „Ich habe das Gefühl, dadurch etwas zurückgeben zu können und vielleicht Jugendliche davor zu bewahren, genauso abzurutschen wie ich damals“, sagt der 35-Jährige. Vor allem das Positive am Sport wolle er vermitteln.
Im April ging es dann los mit dem Ziel, den bisherigen Streckenrekord zu knacken und binnen 30 Tagen 880 Kilometer zu laufen. „Dann wurde ich ein bisschen größenwahnsinnig und dachte, da ist bestimmt noch mehr drin“, sagt er und muss dabei lachen. „880 war so nah an der 1000, dass ich diese Zahl unbedingt erreichen wollte.“
Und das schaffte er tatsächlich. Täglich lief der 35-Jährige dafür bis zu sechs Runden, manchmal auch weniger. „Das war ein richtiges Taktieren mit den Kilometern“, erinnert sich der Hamburger.
Viele seiner Bekannten fragen ihn nach Tipps, um mit dem Laufen anzufangen. „Sport ist auch unangenehm, vor allem wenn du viele Jahre keinen gemacht hast“, sagt er. „Auch wenn der erste Schritt getan ist, braucht es weiter Disziplin. Aber irgendwann laufen sich die nächsten Schritte wie von allein.“
Was steht jetzt für die Zukunft an? Das weiß Brüggen noch nicht so genau. Er liebäugelt zum Beispiel mit dem Transeuropalauf 2022, der von Tallinn in Estland bis nach Lissabon in Portugal führt. Und bis dahin ist er ja noch weiter beschäftigt, seinen „Streak“bis zu den 1000 aufrechtzuerhalten.
Auch wenn der erste Schritt getan ist, braucht es weiter Disziplin. Jan Brüggen