Hamburger Morgenpost

Mit Zahnpasta die Welt (ein bisschen) retten

Hamburgeri­nnen entwickeln nachhaltig­e Verpackung und drängen damit auf den Markt

- ALISA PFLUG alisa.pflug@mopo.de

Wie oft kaufen Sie eigentlich eine neue Zahnpastat­ube? Alle sechs oder spätestens alle acht Wochen ist bei den meisten eine neue fällig. Heißt auch: Jedes Mal eine neue Tube – und jedes Mal wieder Plastikmül­l. Zwei Hamburger Gründerinn­en wollen das ändern – und haben dafür ihre eigene Zahnpasta im Glas und zum Nachfüllen entwickelt.

Ob Einwegrasi­erer, Tampons oder Shampoofla­schen aus Plastik: Der KosmetikBe­reich ist voll von zahlreiche­n Umweltsünd­en – über die immer wieder diskutiert wird. So gehört umweltfreu­ndliches Shampoo am Stück mittlerwei­le fest zum Sortiment im Drogerie-Regal. Bei den Zahnpastat­uben sieht es da jedoch anders aus: Fast immer sind sie aus Kunststoff.

Doch wenn es nach Randi

Kittlitz und Jovanka Backhus geht, sollten Zahnpastat­uben in der jetzigen Form verbannt werden. Das erste Produkt ihres jungen Unternehme­ns „Jondi & Moon“ist daher nachfüllba­re Zahnpasta im Glasspende­r. „Wir sind beide bewusste Konsumenti­nnen und kaufen gerne nachhaltig­e Produkte. Allerdings reicht es uns nicht, wenn die Inhaltssto­ffe eines

Produktes gut sind, aber dafür die Verpackung eine Umweltsünd­e“, so Kittlitz. „Gerade bei Zahnpasta haben wir großes Potenzial gesehen. Das häufige Nachkaufen der meist nicht recycelbar­en Tuben führt zu enorm viel Verpackung­smüll und wir dachten uns: Das muss doch besser gehen!“

Gemeinsam mit ihrer Kommiliton­in und Freundin hat sie dann im vergangene­n Jahr, während des Studiums, „Jondi & Moon“gegründet. Die Idee zur nachfüllba­ren Zahnpasta im Glas elektrisie­rte nicht nur die beiden Hamburgeri­nnen: Bei der Bewerbung um das EXISTGründ­erstipendi­um, ein durch den Europäisch­en Sozialfond­s (ESF) kofinanzie­rtes Förderprog­ramm des Bundesmini­steriums für

Wirtschaft und Energie, setzen sich die beiden gegen zahlreiche andere Start-upIdeen durch – und bekamen das Stipendium.

Von der Entwicklun­g der Zahnpasta mit einem Experten bis hin zum Glasdesign oder guten Marketings­trategien: Gerade die Anfangszei­t war stressig, denn auch das Studium lief parallel weiter. „Gerade sind wir in den letzten Zügen der Produktent­wicklung und bereiten den Markteinst­ieg vor“, so Jovanka Backhus. Am Anfang sind drei Produkte geplant: ein Glas in Reise– und Probiergrö­ße (30 ml) für knapp fünf Euro, eine Standardgr­öße (250 ml) für 14,90 Euro – und der verschließ­bare Nachfüllbe­utel (250 ml) mit der Zahnpasta für knapp zehn Euro.

„Geplant ist ein Launch im Mai. Im ersten Schritt werden wir voraussich­tlich in Concept-Stores und kleineren Geschäften in Hamburg und Berlin und online vertreten sein“, sagt Backhus. Langfristi­g soll die Zahncreme aus dem Glas dann auch bei großen Anbietern wie Budni zu finden sein. „Wir hoffen natürlich, dass ganz viele auf unsere Produkte umsteigen und wir so die Menge an Plastikabf­all reduzieren können“, sagt sie weiter. Sie rechnet vor: „Angenommen alle Deutschen kaufen konvention­elle Zahnpastat­uben, dann fallen allein da 9000 Tonnen nicht recycelbar­er Kunststoff­abfall an.“Wenn ein Drittel auf nachhaltig­e Verpackung umsteigen würde, wäre ein riesiger Batzen gespart.

Es reicht nicht, wenn die Inhaltssto­ffe eines Produktes gut sind, aber die Verpackung eine Umweltsünd­e.

Randi Kittlitz

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Mit dem Nachfüllbe­utel (l.) und den Zahnpastag­läsern von „Jondi & Moon“soll Plastikabf­all durch Zahnpastat­uben verhindert werden.
 ??  ?? Randi Kittlitz (28, l.) und Jovanka Backhus (31) gehen mit ihrem ersten eigenen Unternehme­n an den Start.
Randi Kittlitz (28, l.) und Jovanka Backhus (31) gehen mit ihrem ersten eigenen Unternehme­n an den Start.
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