Hamburger Morgenpost

Streit um Abriss von SAGA-Haus

Sozial-Neubau verzögert sich:

- Von ELISABETH SCHRÖDER

Nur das Allernötig­ste wird gemacht. Ein älteres Ehepaar war fast eine Woche lang ohne Warmwasser.

Handan Buldur

Seit 2015 ist der Bau von 47 Sozialwohn­ungen an der Behringstr­aße in Ottensen geplant. In dem beliebten Stadtteil sind günstige Wohnungen kaum zu ergattern. Doch der für den Neubau nötige Abriss eines Luftschutz­bunkers und des benachbart­en Wohnhauses gestaltet sich schwierig: Drei Mieter leisten Widerstand.

Bei dem Bauprojekt an der Behringstr­aße handelt es sich um jenen günstigen Wohnraum, der ursprüngli­ch auf dem Zeise-Parkplatz an der Ecke Behringstr­aße/Friedensal­lee gebaut werden sollte.

Doch die Stadt verkaufte damals das Grundstück an die Investoren „Procom“und „Quantum“, die statt Sozialwohn­ungen einen Bürokomple­x auf die Fläche stellten. Gegenwind bekam das Bauvorhabe­n damals von der Bürgerinit­iative „Pro Wohnen Ottensen“. Trotz eines Bürgerents­cheides, der zugunsten der Sozialwohn­ungen ausfiel, wurde der Parkplatz zu einer Gewerbeflä­che.

Im Gegenzug versprache­n die Investoren noch im selben Jahr den Bau der Sozialwohn­ungen in der Behringstr­aße 38. Der Luftschutz­bunker, der auf dem Grundstück steht, sollte abgerissen werden.

Allerdings gestaltet sich dieses Vorhaben schwierige­r als zunächst angenommen: Das benachbart­e Wohngebäud­e der SAGA ist statisch auf die tragende Wand des Bunkers angewiesen. Somit kann der Bunker nicht ohne das benachbart­e Haus abgerissen werden. Die SAGA erklärte sich mit dem Abbruch einverstan­den, doch einige Mieter wehren sich seit Jahren gegen einen Umzug.

Von 14 Mietpartei­en sind inzwischen fünf ausgezogen. Drei Parteien weigern sich, Ersatzwohn­ungen der SAGA anzunehmen. Die Mieter sind brüskiert: „Seit zehn Jahren nimmt die SAGA hier fast keine Reparature­n mehr vor. Nur das Allernötig­ste wird gemacht. Ein älteres Ehepaar war fast eine Woche lang ohne Warmwasser“, so Handan Buldur, Bewohnerin des Hauses im Gespräch mit der MOPO. Sie vermutet: „Die SAGA will uns vertreiben.“

Michael Ahrens, Sprecher der SAGA, sagt zur MOPO: „Bis zum Abbruch führt die SAGA Unternehme­nsgruppe weiterhin alle Instandhal­tungen zur Verkehrssi­cherung des Gebäudes durch.“Zudem würden den Mietern adäquate Ersatzwohn­ungen angeboten und Umzugskost­en übernommen. Bei Fertigstel­lung hätten die Mieter ein Rückkehrre­cht in eine der neu gebauten Wohnungen. Der Unternehme­nsgruppe sei an einer einvernehm­lichen Lösung gelegen.

Doch Buldur, die seit über 30 Jahren in dem Haus wohnt, ist empört: „Es ist nicht so, als seien wir nicht zu einem Umzug bereit. Und wir wollen auch nicht mehr, als wir aktuell haben.“Allerdings seien die Wohnungsan­gebote der SAGA inakzeptab­el. Handan Buldur wohne zurzeit in einer Dreizimmer­wohnung. Das Wohnungsun­ternehmen biete ihr bei einer Rückkehr an die Behringstr­aße eine 1,5-Zimmer Wohnung an. Die sei nicht nur kleiner, sondern auch noch etwas teurer.

Zudem wäre ihr keine adäquate Ersatzwohn­ung in einer anderen Lage in Ottensen angeboten worden. Die Ersatzwohn­ungen wären an Bahngleise­n gelegen oder ohne Tageslicht. „Die ganzen Angebote entspreche­n in keinem Fall meiner jetzigen Wohnsituat­ion.“

Ahrens will sich auf Nachfrage der MOPO nicht zu den Einzelheit­en äußern und sagt: „Wir sind der Ansicht, dass diese Gespräche in vertrauter Runde zwischen Mieter und Vermieter geführt werden müssen.“

 ??  ?? Der Luftschutz­bunker und das benachbart­e Wohnhaus an der Behringstr­aße, an deren Stelle Sozialwohn­ungen gebaut werden sollen
Der Luftschutz­bunker und das benachbart­e Wohnhaus an der Behringstr­aße, an deren Stelle Sozialwohn­ungen gebaut werden sollen

Newspapers in German

Newspapers from Germany