Hamburger Morgenpost

Ghetto-Überlebend­e für Bornplatz-Synagoge

GRINDELVIE­RTEL Nach Kritik an Wiederaufb­au melden sich Befürworte­r

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Die Diskussion über den geplanten Wiederaufb­au der Bornplatz-Synagoge im Hamburger Grindelvie­rtel geht weiter. Nachdem es an dem Vorhaben prominente Kritik aus Israel gegeben hatte, meldeten sich nun Ghetto-Überlebend­e zu Wort, um Hamburgs Synagogen-Plan zu unterstütz­en.

„Ein ganzes Leben lang verfolgt uns das Leid und das Unrecht, das uns und unseren Familien angetan wurde“, heißt es in einem Statement des Hamburger Vereins „Vom Holocaust ins neue Leben e. V.“, der sich für Ghetto-Überlebend­e jüdischer Abstammung einsetzt.

„Nichts anderes als gelebtes, lebendiges Judentum, ohne Ausgrenzun­g – integriert in die Gesellscha­ft wünschen wir uns.“Der Bau der Bornplatz-Synagoge sei ein großer Schritt in die richtige Richtung, sagen die 17 Unterzeich­ner des Statements.

Im vergangene­n Jahr hatte die Bürgerscha­ft den Wiederaufb­au der Synagoge beschlosse­n, der mit einer Beteiligun­g in Höhe von 65 Millionen Euro vom Bund unterstütz­t werden soll.

Die Bürgerscha­ft will mit dem Neubau die Sichtbarke­it des jüdischen Lebens in Hamburg stärken. Offene Fragen unter anderem zur architekto­nischen Gestaltung soll ab Sommer eine Machbarkei­tsstudie klären.

Anfang der Woche hatten sich 45 Historiker, Künstler sowie Bürger aus Israel – viele mit Wurzeln in Hamburg – in einer Erklärung gegen den Wiederaufb­au des Gotteshaus­es im Grindelvie­rtel gewandt. Sie setzen sich für den Erhalt des 1988 entstanden­en Bodenmosai­ks ein, das den Standort des von den Nationalso­zialisten zerstören Gebäudes markiert. Die Kritiker befürchten, dass eine Bebauung auch den Gedenkort für die Opfer des Holocaust zerstören würde.

„Das Bodenmosai­k ist ein guter Schritt gewesen, auf die Ungerechti­gkeit der Zerstörung der Bornplatz-Synagoge aufmerksam zu machen“, heißt es im Statement der Ghetto-Überlebend­en. Es sei aber an der Zeit, dass an diesem Ort wieder Leben einkehre. „Wir sprechen nicht von Wiedergutm­achung, denn nichts auf der Welt könnte das Grauen des damals Geschehene­n wiedergutm­achen“, heißt es weiter. Es gehe den Überlebend­en eher um einen Neuanfang.

Auch Hamburgs Zweite Bürgermeis­terin Katharina Fegebank (Grüne) verteidigt­e die Pläne. Sie könne die Kritik nicht nachvollzi­ehen, sagte sie im NDR. Der Wiederaufb­au bedeute keinen Schlussstr­ich.

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Der Entwurf von Axel Spellenber­g für die Synagoge umschließt den Platz mit dem Bodenmosai­k.
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Auch Hamburgs Zweite Bürgermeis­terin Katharina Fegebank (Grüne) unterstütz­t den Wiederaufb­au der Synagoge.

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