Hamburger Morgenpost

Auf die Plätze, fertig, Derby!

KONKURRENZ Kampf um den Spiel-Kader so heiß wie noch nie. Hohe Qualität, Härtefälle, „keine Opfer“

- STEFAN KRAUSE, NILS WEBER UND MAX WEINHOLD redaktion-sport@mopo.de

Alle wollen, die meisten könnten, aber längst nicht jeder darf dabei und sogar mittendrin sein im Spiel des Jahres. Mit dem Start in die Derby-Vorbereitu­ng ist beim FC St. Pauli auch der Kampf um die Kaderplätz­e und die erste Elf entbrannt, der so heiß ist wie lange nicht vor einem Stadtduell.

29 Spieler, darunter drei Torhüter, tummelten sich am Dienstagna­chmittag auf dem Rasen an der Kollaustra­ße. Fast alle kommen für das Spiel am Montagaben­d im Millerntor­stadion in Frage. 20 Plätze sind zu vergeben, davon elf in der Startforma­tion.

„Es wird ein heißer Kampf um die Plätze im Derby-Kader“, weiß Andreas Bornemann. Der Sportchef, stets ein aufmerksam­er Beobachter der Trainingse­inheiten, freut sich über das personelle Überangebo­t. „Wir haben endlich eine hohe Verfügbark­eit im Kader, die wir lange nicht hatten.“

Motivation und eine in dieser Woche noch einmal höhere Trainingsi­ntensität sind garantiert, Frust ist programmie­rt, denn es wird wieder einmal Härtefälle und Enttäuscht­e geben.

Marvin Knoll etwa, in allen fünf Zweitliga-Derbys gegen den HSV in der Startforma­tion und im Hinspiel

Kapitän, dürfte nach Stand der Dinge am Montag nicht einmal auf der Bank sitzen. St. Paulis Derby-Dauerbrenn­er droht erneut ein SofaPlatz. Knoll war zuletzt viermal in Serie nicht im Kader.

Ein Heimspiel gegen Darmstadt zu verpassen, schmerzt. Beim Derby außen vor zu sein, obwohl man fit ist, tut doppelt weh.

Chefcoach Schultz ist in den Tagen vor und nach dem Stadtduell auch als Psychologe gefragt. Die freie Auswahl

sei „für einen Trainer einerseits eine optimale Situation“, so Bornemann, „aber natürlich auch schwierig, weil er die Spieler, die nicht spielen oder nicht im Kader sind, weiter einbinden und bei Laune halten muss.“

Seit einigen Wochen reicht es nicht mehr aus, einfach nur fit zu sein, um einen Platz im Spieltagsk­ader sicher zu haben. Und es gibt auch nicht mehr die Garantie, nach guten Leistungen in der Startelf zu bleiben.

„Rico Benatelli beispielsw­eise hatte eine enorme Bedeutung für unser Spiel in einer wichtigen Phase der Saison, aber im Moment haben eben andere Spieler die Nase vorn“, sagt Bornemann über den 28-Jährigen, der in den letzten vier Partien nicht zum Einsatz gekommen war.

Der Routinier ist der vielleicht härteste Härtefall, war lange Zeit Leistungst­räger, musste dann aber WinterZuga­ng Eric Smith weichen, der seine Sache im defensiven Mittelfeld nicht nur gut, sondern besser machte.

Dass „gut“auf einigen Positionen nicht gut genug ist, um zu spielen, hat es bei St. Pauli lange nicht gegeben. Es ist zugleich Ausdruck und Grund des Aufschwung­s.

„Das Qualitätsl­evel ist deutlich angestiege­n“, befindet Bornemann, der weiß, dass der Höhenflug nicht nur Gewinner hat. Aber: „Es gibt keine Opfer bei uns“, stellt er klar. Die Bezeichnun­g „Leidtragen­de“lässt er gelten, betont aber, dass jeder seinen Teil zum großen Ganzen beitrage. „Wenn einer nicht spielt oder nicht im Kader ist, liegt das daran, dass ein anderer einfach besser drauf ist. Das mag hart für den Einzelnen sein, ist aber gut für die Mannschaft.“Diese Worte taugen als Botschaft für die Derby-Woche.

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Sebastian Ohlsson (l.) ist für das Derby gesetzt, Simon Makienok und Marvin Knoll (r.) kämpfen um einen Platz im Spieltagsk­ader.

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