Neuengamme: Die Hölle auf Erden
Nach dem Willen von Diktator Adolf Hitler sollte Hamburg in eine „Führerstadt“mit gigantischen Bauwerken verwandelt werden. Dafür mussten Steine her – deshalb wurde das KZ Neuengamme gegründet.
1938 erwarb das SS-Unternehmen „Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH“am Rande des Dorfes Neuengamme eine stillgelegte Ziegelei und weitere Grundstücke. Aus dem KZ Sachsenhausen bei Berlin trafen 100 Häftlinge ein, um die Ziegelei wieder betriebsbereit zu machen. Die Stadt Hamburg gewährte zum Bau eines größeren Klinkerwerks ein Darlehen in Millionenhöhe. Sie verpflichtete sich zur Herstellung eines Eisenbahnanschlusses, zur Regulierung der Dove Elbe und zum Bau eines Stichkanals mit Hafenbecken. Die SS sagte zu, „für diese Vorhaben Häftlinge als Arbeitskräfte und die dann erforderlichen Bewachungsmannschaften unentgeltlich zur Verfügung“zu stellen.
Im Frühsommer 1940 wurde das KZ Neuengamme zu einem eigenständigen Konzentrationslager. Bis 1945 war es das zentrale Konzentrationslager Nordwestdeutschlands. Im Verlauf des Krieges deportierten die Gestapo und der Sicherheitsdienst der SS Zehntausende Menschen aus allen besetzten Ländern Europas als KZHäftlinge
nach Neuengamme. Gründe für die Einweisung waren zumeist ihr Widerstand gegen die deutsche Besatzungsherrschaft, Auflehnung gegen Zwangsarbeit oder rassistisch motivierte Verfolgung.
Im KZ Neuengamme und in seinen über 85 Außenlagern, die für Bauvorhaben und bei Rüstungsfirmen in ganz Norddeutschland entstanden, mussten die Häftlinge Schwerstarbeit für die Kriegswirtschaft leisten. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen waren mörderisch. Insgesamt kamen mindestens 42 900 Menschen im Hauptlager Neuengamme, in den Außenlagern oder im Zuge der Lagerräumungen bei Todesmärschen und bei dem Bombardement von KZ-Schiffen ums Leben. Zusätzlich sind mehrere Tausend Häftlinge nach ihrem Abtransport aus dem KZ Neuengamme in anderen Konzentrationslagern oder nach Kriegsende an den Folgen der KZ-Haft gestorben.