Da kommt leider nicht so richtig Freude auf
Zwischen Klamauk und Melancholie schwankt am Ernst Deutsch Theater die
„Pension Schöller“: Ein leider charme-loser Versuch, dem Boulevard-Klassiker einen modernen Anstrich zu verpassen.
Ausgelöst wird der Irrsinn durch „Provinzheini“Philipp Klapproth. Daheim am Stammtisch mit Großstadtabenteuern zu prahlen, ist für ihn zur fixen Idee geworden. Deshalb will Klapproth in Berlin unbedingt echte Verrückte kennenlernen. Als diese stellt Alfred (Flavio Kiener) seinem Onkel Philipp die kauzigen Dauergäste der Pension Schöller vor – und der ist entzückt von all den „Irren“.
Immer wieder Szenenapplaus gibt’s am Premierenabend für Ernst-DeutschTheater-Intendantin Isabella Vértes-Schütter als verschrobene Schriftstellerin, Rune Jürgensen in der Rolle eines Möchtegernschauspielers, der trotz Sprachfehlers mit Inbrunst aus „Schinners“Werken deklamiert, und Oliver Warsitz in der Paraderolle des an Einbildungen leidenden Klapproth.
Regisseur Harald Weiler verlegte das turbulente Spiel um Wahnsinn und die Frage, wer hier eigentlich normal ist, in die Nachkriegsjahre. Die Bühne wird zum nüchternen Gesellschaftssaal mit spießigem Mobiliar.
Das gesamte Ensemble legt sich zwar mächtig ins Zeug, doch das Vergnügen an ins Lächerliche überzogenen Figuren, die über Tische und Sessel hüpfen und zwischendurch als Chor Schlager wie „Du bist nicht allein“singen, hält sich stark in Grenzen. Der wohl unglücklichste Regieeinfall der unstimmig-unpointierten Inszenierung
trifft Großwildjäger Bernhardy (Daniel Schütter). Bis auf seinen Slip im Leo-Look muss der verliebte Kerl sich ausziehen, während er bei Klapproth um die Hand seiner Nichte anhält. Ungetrübter Lustspiel-Spaß? Fehlanzeige.
➤ Bis 10.1. 2020, Friedrich-SchütterPlatz 1, 22-42 Euro, Tel. 22 70 14 20