Darum machen Chips & Co. so dick Fertiggerichte verleiten zum Zugreifen, sättigen aber nicht so gut
BERLIN - Tiefkühl-Pizza, abgepacktes Brot oder Schokolade. Stark verarbeitete Lebensmittel machen fast die Hälfte der verzehrten Nahrung in Deutschland aus. Gleichzeitig steigt die Zahl der Übergewichtigen, jeder zweite Erwachsene gilt hierzulande als zu dick. US-Forscher haben nun herausgefunden, dass diese Produkte nicht nur oftmals ungesund sind, sondern dass Fertiggerichte, Chips und Co. auch dazu verleiten, mehr zu essen.
Schon länger stehen stark verarbeitete Nahrungsmittel im Verdacht, gesundheitsschädlich zu sein: Eine Studie von 2018 brachte einige davon mit erhöhtem Krebsrisiko in Verbindung. Andere Studien belegen einen früheren Tod. Dennoch wird gerne zu derartigen Lebensmit- teln gegriffen, zu denen etwa Fertiggerichte, Chips, Wurst, behandeltes Fleisch, aber auch Milch- und Fruchtgetränke gehören. Häufig enthalten sie allerdings auch mehr Kalorien, Salz und Zucker sowie Fett.
Für die neue Studie haben die US-Forscher 20 gesunde Freiwillige für einen Monat in einem Labor beobachtet. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die einen bekamen jeden Tag drei Mahlzeiten plus Snacks, die aus hoch-prozessierten Lebensmitteln bestanden. Die anderen erhielten genauso viele Mahlzeiten, allerdings mit unverarbeiteten Lebensmitteln. Nach zwei Wochen wurden die Gruppen getauscht.
Die Teilnehmer konnten stets so viel essen, wie sie wollten. Das Ergebnis: Nach den zwei Wochen mit stark verarbeiteten Lebensmitteln nahmen die Teilnehmer im Durchschnitt ein knappes Kilogramm zu, bei den nicht verarbeiteten Lebensmitteln nahmen sie im gleichen Maß ab. Jeden
Tag nahmen die Probanden, die verarbeitete Lebensmittel aßen, rund 508 Kalorien mehr auf. Zu den Ursachen gibt es verschiedene Vermutungen. So aßen die Teilnehmer die hoch verarbeiteten Lebensmittel schneller. „Wenn man sehr schnell isst, gibt man seinem Magen-Darm-Trakt möglicherweise nicht genügend Zeit, um dem Gehirn zu signalisieren, dass man voll ist“, erläuterte Studienleiter Kevin Hall.
Marc Tittgemeyer vom Kölner Max-Planck-Institut für Stoffwechselforschung kommentiert das ähnlich: „Geschmack, Geruch und Aussehen geben uns einen ersten Eindruck über den Kaloriengehalt unserer Nahrung.“Bei Fertigprodukten gebe es eine Diskrepanz, „weil dabei mehr Kalorien im Essen sind, als wir dem beimessen“.