Hat VW auch bei Benzinern betrogen?
WOLFSBURG - Neue Vorwürfe gegen VW könnten dem Abgasskandal jetzt eine noch größere Dimension verleihen. Durch interne Dokumente sind brisante Details an die Öffentlichkeit geraten. VW, Audi und Porsche sollen laut „Bild am Sonntag“nicht nur in Diesel-, sondern auch in OttoMotoren Schummelsoftware eingebaut haben und die Testfahrer sollen sogar eingeweiht gewesen sein.
Demnach hätte der Porsche-Entwicklungschef Michael Steiner (54), die Getriebeleiter am 2. November 2015 zu einer vertraulichen Krisensitzung in Wolfsburg einbestellt. Dort wurde berichtet, dass die Automatikgetriebe der Marken VW, Audi und Porsche bestimmte Schaltprogramme enthalten, die zu niedrigeren Drehzahlen und somit zu einem niedrigeren Ausstoß von CO2 führen. Nicht nur beim Diesel, sondern auch bei Ottomotoren.
Des Weiteren, so berichtet die „BamS“, gehe aus einem Dokument von 2016 hervor, dass Testfahrer angehalten wurden, das Programm zu aktivieren, indem sie laut Anleitung für einen T5 Bulli die Zündung einschalten, den Warnblinker betätigen und fünf Mal das Gaspedal voll – aber nicht 100 Prozent durchtreten sollen.
Die brisanten Informationen stammen aus Zeugenberichten in den Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft München.
Seit der Abgasaffäre im März 2017, wo die Manipulation von Dieselmotoren durch US-Umweltbehörden bekanntwurde, läuft der Ermittlungsprozess der Staatsanwaltschaft gegen zahlreiche Manager, unter anderem den früheren und mittlerweile verhafteten Audi-Chef Rudi Stadler.
Zu den Vorwürfen wollte sich VW laut „BamS“nicht äußern, verwies aber darauf, dass das Kraftfahrtbundesamt (KBA) sich schon „intensiv“mit den VW-Getriebethemen befasst habe. Das Bundesverkehrsministerium in Berlin teilte mit, dass es bislang keine Anhaltspunkte für einen Betrug bei Benzinern gibt. Das KBA hätte die Vorwürfe bereits im Rahmen der staatsanwaltlichen Ermittlungen überprüft.