Hamburger Morgenpost

So radikal ist Hamburg

Zahl der Extremiste­n steigt. Rechte marschiere­n wieder

- MIKE SCHLINK mike.schlink@mopo.de

Den Werten unserer Demokratie mangelt es nicht an Gegnern, sagt Innensenat­or Andy Grote (SPD). Das macht auch der neue Verfassung­sschutzber­icht deutlich. Daraus geht hervor, dass die Zahl der Extremiste­n in Hamburg zunimmt. Die MOPO fasst die Ergebnisse zusammen.

➤ Islamismus: Im vergangene­n Jahr ist die Zahl der erfassten Islamisten auf 1565 Personen gestiegen – 2016 waren es noch 1355. Unter den Islamisten befinden sich inzwischen 780 religiöse Hardliner, sogenannte Salafisten. Im Vorjahr waren es 90 weniger. „Der Anstieg ist durch den andauernde­n Zulauf und die Aufhellung des Dunkelfeld­es zu erklären“, sagt Verfassung­sschutz-Chef Torsten Voß.

Unter den Salafisten befinden sich zurzeit 420 Dschihadis­ten, also jene, die den militanten Dschihad unterstütz­en.

➤ Linksextre­mismus: Rund 1220 Personen ordnet der Verfassung­sschutz dem linksextre­mistischen Spektrum zu – 2016 waren es noch 1100. Laut Grote sei Linksextre­mismus auch ein „gesellscha­ftliches Problem“, da es im Gegensatz zum Rechtsextr­emismus keine allgemeine „Ächtung“bei der Bevölkerun­g gebe. Wegen des G20-Gipfels stieg auch die Zahl der links-motivierte­n Straftaten deutlich: von 705 (2016) auf 2157 (2017).

➤ Rechtsextr­emismus: Der Verfassung­sschutz hat im vergangene­n Jahr 320 Personen der rechten Szene zugeordnet – genauso wie 2016. Rund 140 Personen gehören demnach zum gewaltorie­ntierten Spektrum. Insgesamt 428 Straftaten mit rechtem Hintergrun­d wurden 2017 registrier­t.

Der Verfassung­sschutz stuft die „Merkel muss weg“-Demo, die ab dem 5. September wieder stattfinde­n soll, nun als extremis- tisch ein. Veranstalt­er und zugleich auch Anmelder ist nach MOPO-Informatio­nen der Ex-Kiez-Türsteher Thomas „Togger“Gardlo, der klar dem rechtsextr­emistische­n Milieu zuzuordnen ist. „Jeder, der dort mitmarschi­ert, weiß genau, dass er mit Extremiste­n gemeinsame Sache macht“, so Grote.

➤ Wie reagiert die Stadt auf die Entwicklun­gen? „Der Verfassung­sschutz ist die erste Verteidigu­ngslinie unserer Demokratie“, sagt Grote. Angesichts der gestiegene­n Herausford­erungen verstärken Senat und Bürgerscha­ft die Sicherheit­sbehörde auf 200 Stellen. Die Personalof­fensive bedeute einen Sicherheit­sgewinn für die Menschen in Hamburg, so Grote. Trotz des Extremismu­s-Anstiegs müsse sich kein Hamburger unsicher fühlen.

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Der Verfassung­sschutz hat die „Merkel muss weg“Demo jetzt als extremisti­sch eingestuft.
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Thomas „Togger“Gardlo
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