Fall Skripal: „Keine präzise“Quelle
Nach Anschlag in Salisbury: Britischer Experte kann bislang nicht klären, woher das Gift kommt
LONDON – Einen Monat nach dem Giftanschlag auf den russischen Ex-Doppelagenten Sergej Skripal in Südengland hat ein britisches Forschungslabor noch keine „präzise Quelle“für das eingesetzte Nervengift herausfinden können. Bislang sei nur der Nachweis gelungen, dass bei dem Attentat Nowitschok oder ähnliche Substanzen verwendet worden seien, sagte gestern Gary Aitkenhead, Chef eines Laboratoriums der Forschungsanlage Porton Down.
Das Nervengift Nowitschok wurde in der früheren Sowjetunion hergestellt. London hat daher Moskau als Drahtzieher des Anschlags beschuldigt. Der Streit führte zu einer schweren diplomatischen Krise. Dutzende Diplomaten wurden wechselseitig ausgewiesen.
In einem Krankenhaus kämpft Skripal weiter um sein Leben – der ebenfalls erkrankten Tochter Julija geht es allmählich besser.
Laut „Sun“könnte das Teufelszeug in einer Lieferung Buchweizen gewesen sein – Julija Skripal hatte eine Freundin gebeten, die typisch russische Delikatesse im Flieger aus Moskau mitzubringen. Waren die Körner kontaminiert? Laut BBC gehen Fahnder aber weiter davon aus, dass das Gift in einer zähen Substanz an Skripals Haustür klebte.
Doch egal, wie und wo Vater und Tochter vergiftet wurden: Die britische Regierung ist sich ganz sicher, zu wissen von wem: Russland stecke hinter dem Anschlag – Beweise blieb London bisher weitgehend schuldig, dennoch taumeln Russen und der Westen immer tiefer in die Krise: Diplomaten wurden wechselseitig ausgewiesen, Konsulate geschlossen, scharfe Vorwürfe gehen hin und her.
Russlands Außenminister Sergej Lawrow trauert mittlerweile sogar dem Kalten Krieg nach: Damals habe es klare Verhaltensregeln zwischen Ost und West gegeben, nun seien die Russen das Opfer von „Kinderspielchen“, so Putins wütender Chefdiplomat.