Nur jeder 3. Lehrer arbeitet bis zur Rente
Linken-Anfrage zeigt: Viele sind nur teilzeitbeschäftigt und hören auch noch vorzeitig auf
Nur jeder dritte Lehrer arbeitet bis zum regulären Rentenalter, alle anderen steigen vorher aus. Das ergibt eine Senatsanfrage der Linken. So hatten im Jahr 2016 nur 32 Prozent der ausgeschiedenen Lehrkräfte bereits das Rentenalter erreicht. Im Jahr davor war es sogar nur jeder Vierte.
Die Zahlen sind interessant, weil die Schulbehörde dem drohenden Lehrermangel dadurch begegnen will, dass sie Lehrern ermöglicht, über die Altersgrenze hinaus zu unterrichten. Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Sabine Boeddinghaus: „Es gibt offenbar keinen nennenswerten Wunsch bei Lehrern, über die Pensionierung hinaus zu arbeiten.“
Laut Anfrage hätten lediglich drei Lehrer zuletzt Anträge auf eine Beschäftigung nach der Rente gestellt. Ohnehin sind überhaupt nur wenige Lehrer vollzeitbeschäftigt. Nur 34 Prozent der Lehrer arbeiten länger als halbtags. Jeder Vierte hat eine 20-Prozent-Stelle.
Die Schulbehörde hatte zuletzt gemeldet, dass 200 Lehrer und 150 Vertretungskräfte fehlten. Dabei sind schon jetzt sehr viele Vertretungslehrer an den Grundschulen beschäftigt. Laut der Linken-Anfrage waren im vergangenen Jahr 334 Lehrer an Grundschulen befristet als Vertretung beschäftigt. Die große Mehrheit von ihnen sprang an den Schulen über einen Zeitraum von fünf Monaten und länger ein (80 Prozent).
Eine pädagogische Quali- fikation hatten von diesen Kräften knapp 40 Prozent. Mehr als 60 Prozent hatten kein Lehramts-Studium absolviert. Ein Teil hat einen Bachelor (65 Personen). Bei vielen gibt die Behörde die Qualifikation nicht an. Sabine Boeddinghaus urteilt über den Schulsenator: „So gegen den Lehrermangel vorgehen zu wollen, ist hilflos, ignorant und inkompetent.“
Laut einer BertelsmannStudie fehlen bis zum Jahr 2025 bundesweit 35000 Lehrkräfte an Grundschulen. Hamburg reagiert darauf, indem ab 2019 stufenweise 135 zusätzliche Referendariatsplätze geschaffen werden. Außerdem sollen Lehramts-Studenten schon unterrichten können, während sie auf einen Referendariatsplatz warten.