Schwarzfahrer: Viele ignorieren das Bußgeld
2,9 Millionen Euro Strafen nicht gezahlt
Bus und Bahn fahren für lau? Im vergangenen Jahr sind 4,5 Prozent aller HVV-Kunden ohne Ticket unterwegs gewesen. Mehr als 140000 Schwarzfahrer gingen den Kontrolleuren 2017 ins Netz. Die Höhe der verhängten Bußgelder: rund 6,7 Millionen Euro. Tatsächlich bezahlt wurden jedoch nur 3,8 Millionen, wie aus der Antwort auf eine CDU-Anfrage hervorgeht.
Warum verzichtet der HVV auf die Differenz von 2,9 Millionen Euro? „Das Eintreiben der Bußgelder wird mit Augenmaß betrieben“, erklärt Hochbahnsprecher Christoph Kreienbaum. Allein die Hochbahn konnte 1,3 Millionen Euro weniger eintreiben, als ihr zustand.
Der Grund: Knapp 40 Prozent der erwischten Schwarzfahrer sind so mittellos, dass sie auch durch Post vom Inkassounternehmen nicht dazu bewogen werden können, das Bußgeld zu bezahlen – etwa Obdachlose. Ob dann eine „Ersatzfreiheitsstrafe“ angeordnet wird, ist ebenfalls eine Frage des Augenmaßes.
Von den im Schnitt 100 Kleinkriminellen, die ihre Geldstrafen im Knast „absitzen“, sind erfahrungsgemäß 20 Schwarzfahrer, die zumeist auch noch wegen anderer kleiner Vergehen eine Geldstrafe kassiert haben. Nur fünf Ersatzfreiheitsstrafler saßen 2017 allein wegen „Beförderungserschleichung“hinter Gittern.
Während sich Hamburgs Justizsenator Till Steffen (Grüne) dafür einsetzt, zahlungsunfähige Schwarzfahrer nicht mehr in die ohnehin vollen Gefängnisse zu sperren, pochen die Verkehrsbetriebe auf die Ersatzfreiheitsstrafe als „zusätzliches Druckmittel“(Kreienbaum). Die Forderung, der HVV solle selbst, etwa durch Drehkreuze, dafür sorgen, dass Schwarzfahren schwerer wird, lehnt Kreienbaum ab: „Das ist teuer, sorgt für lange Schlangen und ist wirkungslos.“