Hamburger Morgenpost

Stoppt den Wende-Irrsinn!

Immer wieder Unfälle und Verletzte: Was Behörden, ADAC und Hochbahn fordern

- Von GUNNAR REUCHSEL

Autos krachen in Taxis oder Busse, Menschen werden schwer verletzt: Immer wieder kommt es auf Hamburgs Straßen zu Unfällen, weil Fahrer illegale Wendemanöv­er veranstalt­en. So, wie auch am Sonnabendn­achmittag auf der Edmund-Siemers-Allee (MOPO berichtete). Wo es häufig kracht und was die Stadt gegen die illegalen U-Turns tut – die MOPO erklärt den WendeWahns­inn.

17 Menschen wurden am Sonnabend verletzt, nachdem eine Audi-Fahrerin beim illegalen Wenden vor dem Uni-Hauptgebäu­de mit einem Bus kollidiert war. Und ein derartiger Unfall ist auf dieser Strecke keine Premiere. In den letzten Jahren ist es auf dem Weg vom Stephanspl­atz über die Grindelall­ee, den Grindelber­g und die Hoheluftch­aussee immer wieder zu Unfällen nach sogenannte­n U-Turns gekommen.

Auch die Polizei Hamburg ist längst auf das Problem aufmerksam geworden – der Bereich um die Edmund-Siemers-Allee und Grindelall­ee gilt als Unfallhäuf­ungsstelle. Für die Zukunft seien seitens der Beamten zielgerich­tete Maßnahmen geplant, um gegen solche illegalen Manöver vorzugehen, heißt es. In der Praxis dürfte das wohl bedeuten, dass es vermehrt zu Kontrollen kommen wird.

Auch bei der Hochbahn ist man alarmiert: „Für das, was manche Autofahrer da immer wieder tun, habe ich absolut kein Verständni­s“, sagt Pressespre­cher Christoph Kreienbaum erbost. „Das ist klar verboten! Wir reden ja auch nicht darüber, wer Schuld hat, wenn jemand über eine rote Ampel gefahren ist.“

Ein Mittel, um solche Manöver zu verhindern, ist das Aufstellen von Trennwände­n, wie zum Beispiel am Stephanspl­atz. An vielen Hauptstraß­en fehlen solche Trennwände jedoch – so auch an der Unfallstel­le an der Edmund-Siemers-Allee. Laut Hochbahn gehen die Unfallzahl­en an den Stellen, an denen es die Trennwände gibt, aber stark zurück . Warum also werden nicht mehr davon aufgestell­t? „Diese Trennwände sind an Unfallschw­erpunkten sinnvoll, allerdings sorgen sie auch für Behinderun­gen und sollten daher das letzte Mittel sein“, so Christian Hieff, Sprecher des ADAC

Hansa. Laut Polizei passieren dort, wo die Wände stehen, zwar weniger Unfälle – allerdings fahren die Autofahrer einfach weiter und wenden dort, wo die Trennung endet. Das Problem und die Unfallschw­erpunkte würden sich damit also nur verlagern, heißt es bei der Polizei.

„Viel wichtiger ist es, das Bewusstsei­n der Autofahrer zu schärfen. An der Unfallstel­le vom Sonnabend herrscht auf den sechs Spuren teilweise mehr Verkehr als auf mancher Autobahn. Dort würde man ja auch nicht einfach auf die Idee kommen zu wenden“, so Hieff weiter.

Geduld sei das Zauberwort. Autofahrer müssten eben Umwege in Kauf nehmen, um legal und sicher wenden zu können, aber nur so könne man die Problemati­k lösen, so der ADAC-Sprecher. Denn: Es muss ja nicht zwingend krachen, damit es bei so einem Manöver zu Verletzten kommt. Gerade im Berufsverk­ehr sind die Busse randvoll mit Fahrgästen – viele von ihnen müssen stehen. Selbst wenn ein Unfall vermieden werden kann, können allein durch eine Vollbremsu­ng Menschen stürzen und sich verletzen.

Autofahrer­n, die illegal wenden, droht übrigens eine richtig hohe Strafe: Verhalten sie sich bei ihren Wahnsinns-Manövern grob fahrlässig und gefährden Menschenle­ben, drohen Freiheitss­trafen von bis zu fünf Jahren oder hohe Geldstrafe­n. Der Führersche­in ist außerdem weg.

 ??  ??
 ??  ?? So berichtete die MOPO gestern über den Unfall vom Sonnabend.
So berichtete die MOPO gestern über den Unfall vom Sonnabend.
 ??  ??
 ??  ?? August 2014: Ein Smart wird auf der Edmund-Siemers-Allee auf die Seite befördert, als er einen U-Turn versucht. Juni 2014: Ein Bus kracht auf der Hoheluftch­aussee in einen VW, dessen Fahrer über die Busspur wenden wollte. Mai 2014: Ein Autofahrer...
August 2014: Ein Smart wird auf der Edmund-Siemers-Allee auf die Seite befördert, als er einen U-Turn versucht. Juni 2014: Ein Bus kracht auf der Hoheluftch­aussee in einen VW, dessen Fahrer über die Busspur wenden wollte. Mai 2014: Ein Autofahrer...
 ??  ?? August 2015: Der Fahrer eines Twingo will am Stephanspl­atz wenden und stößt mit einem Bus zusammen. Ein Fahrgast erleidet dabei leichte Verletzung­en.
August 2015: Der Fahrer eines Twingo will am Stephanspl­atz wenden und stößt mit einem Bus zusammen. Ein Fahrgast erleidet dabei leichte Verletzung­en.

Newspapers in German

Newspapers from Germany