Was Autofahrer jetzt wissen müssen
Klagewelle droht nach neuem Skandal um Kartell-Absprachen. Dieselkäufer sollten abwarten
Deutschlands einstige Vorzeige-Industrie immer mehr unter Druck: Die fünf großen Autobauer VW, Audi, Daimler, Porsche und BMW sollen sich in geheimen Zirkeln über Fahrzeuge, Kosten, Zulieferer und auch über den Umgang mit dem Thema Diesel-Abgase abgesprochen haben.
Noch ist der Skandal über manipulierte Software in Diesel-Pkw – vor allem bei VW – in guter Erinnerung. Jetzt steht der Verdacht im Raum, Millionen deutscher Autokäufer könnten schlicht betrogen worden sein. Klaus Müller, Deutschlands oberster Verbraucherschützer, rechnet laut der „Süddeutschen Zeitung“deshalb mit einer Klagewelle. Er geht von Zehntausenden Verfahren aus, in denen Autokäufer Schadenersatz für überteuerte Fahrzeuge verlangen könnten.
Im Rahmen einer Serviceaktion in Europa will Mercedes mehr als drei Millionen Diesel-Modelle über ein Softwareupdate nachbessern. Audi bietet für rund 850 000 Autos ein kostenloses Softwareupdate an. Bundesweit sind 5,9 Millionen Euro-5-Diesel zugelassen – was droht? Wer muss jetzt umrüsten lassen? Umrüstbar sind Motoren mit „Euro 4“und „Euro 5“, im Nutzfahrzeugbereich sind sogar Umrüstungen bei Euro 2 machbar. Soll ich jetzt umrüsten?
Nein, noch nicht. Bei bisherigen Umrüstungen gab es Probleme bei der Abgasrückführung. Warten Sie auf verbindliche Benachrichtigungen der Hersteller oder der Bundesregierung. Wer zahlt dafür? Eine Umrüstung
kostet im Schnitt 100 Euro (Software) oder 1500 Euro (Hardware). Es besteht für Hersteller noch keine Verpflichtung zur Übernahme. Was bedeutet umrüsten? Es gibt zwei Möglich- keiten: Umrüstung nur mit einer Software oder eine Hardware-Nachrüstung. Eine Hardware-Nachrüstung durch AdBlue-Einspritzung ist aufwendiger, aber auch effektiver (Technik von Twintec). Dabei werden Stickoxide chemisch durch eine Harnstoff-Einspritzung (AdBlue) reduziert. Unterm Strich soll der Ausstoß um ca. 90 Prozent sinken. Was verbirgt sich hinter der Twintec-Technik? Dieselmotoren werden erst umweltfreundlicher,
Eine Umrüstung kann Sie bis zu 1500 Euro kosten.
wenn sie den Zusatzstoff AdBlue erhalten. Zentrales Element ist die neue Harnstoffeinspritzanlage. Folgen, Mehrkosten?
Ja. Die zusätzlichen Kosten für das AdBlue belaufen sich im ungünstigsten Fall auf etwa 20 Cent pro 100 Kilometer (bei drei Litern AdBlue pro 1000 Kilometer und einem Literpreis von 65 Cent). Hinzu kommt ein Mehrverbrauch an Diesel von etwa fünf Prozent, da die Lichtmaschine zusätzliche Energie für die Twintec-Technik liefern muss. Und es bleibt die Frage, ob ein solches System überhaupt in alle Fahrzeugmodelle einbaubar ist – oftmals fehlt es schlicht an Bauraum.