Schüchtern und doch beruflich erfolgreich
Stille Menschen haben es in unserer Lärmgesellschaft schwer, ganz besonders im Berufsleben. Dabei haben gerade Introvertierte oft ein großes Potenzial, aber nur, wenn sie ihre speziellen Fähigkeiten nutzen. Wie das gelingt, sich sogar unter Schwätzern durchzusetzen, zeigt Deutschlands bekanntester Karrierecoach Martin Wehrle (47) in seinem neuen Buch „Der Klügere denkt nach“(Mosaik Verlag, 15,50 Euro).
Im Beruf mal eine Rede zu halten, gehört für die meisten dazu. Für schüchterne Menschen kann das eine Qual werden. In seinem Buch nennt Wehrle unter anderem sechs Methoden und Strategien für zurückhaltende Redner:
Laden Sie Ihren Akku auf: Füllen Sie Ihren Energiespeicher. Entspannen Sie am Vorabend der Rede. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr liebstes Hobby. Sammeln Sie Kraft! Wenn möglich: Gehen Sie vor Ihrem Auftritt spazieren. Genießen Sie schöne Anblicke, bauen Sie durch Bewegung Stress ab. Und sorgen Sie direkt vor der Rede für ein paar Minuten Ruhe.
Bereiten Sie sich gründlich vor: Vielleicht fällt es Ihnen als schüchterner Mensch leicht, sich ausdauernd vorzubereiten. Nutzen Sie das! Variieren Sie Ihren Vortrag, bis er stimmig klingt. Ihr Einstieg sollte das Wohlwollen des Publikums gewinnen. Ihr Mittelteil informieren und überzeugen, Ihr Schluss Handlungen anstoßen. Streuen Sie Fakten und Thesen ein, die überraschen. Je öfter Sie den Vortrag üben, desto sicherer werden Sie.
Erwarten Sie wohlwollende Zuhörer: Je wohlwollender Sie sich Ihr Publikum vorstellen, desto eher wird Ihr Auftritt ein Erfolg. Überlegen Sie: Welchen Grund haben die Zuhörer, sich auf Ihren Auftritt zu freuen? Welche Ihrer Aussagen werden die Zuhörer bereichern? Welche Erfolge der Vergangenheit können Sie beflügeln? Solche Gedanken sorgen dafür, dass Sie mit einem guten Gefühl vor Ihr Publikum treten. Fühlen Sie sich in Ihr Publikum ein: Schwätzer missachten ihr Publikum: stundenlanges Wie Redensie erfreut, denken sie, ihr Publikum höre gern stundenlang zu. Als einfühlsamer Redner sind Sie im Vorteil. Stellen Sie sich vor, Sie säßen als Zuhörer in Ihrem eigenen Vortrag. Was müsste ein Redner tun, um Ihre Gunst zu gewinnen? Wie könnte er Ihre Aufmerksamkeit fesseln? Und welches wäre der größte Nutzen, den er Ihnen
vermitteln könnte? Und kürzen Sie Passagen ab, bei denen Sie spüren, dass die Aufmerksamkeit schwindet. Setzen Sie Akzente zwischen den leisen Tönen: Ein Schwätzer, der schon Unwichtiges hinausbrüllt, kann sich bei Wichtigem nicht mehr steigern. Nutzen Sie als zurückhaltender Redner gezielt Betonungen. Heben Sie hervor, was Ihnen wichtig ist. Bieten Sie den Dialog
nach der Rede an: Sagen Sie Ihrem Publikum, dass Sie nach der Rede ansprechbar sind. Drei Vorteile: Erstens schätzt es das Publikum, dass Sie sich Zeit nehmen. Zweitens merken Sie in solchen Gesprächen, was bei Ihrem Publikum hängen geblieben ist und wo noch Fragen sind. Und drittens: Wenn das Vier-Augen-Gespräch eine Spezialität von Ihnen ist, können Sie den guten Eindruck noch verstärken.
Wie Sie als Redner Ihre stille Art ausspielen, sagt Karrierecoach Martin Wehrle