Er stolperte über eitles LiebesInterview
Warum viele Frauen ihn nicht wählten:
Kiel – Eigentlich war alles geritzt zwischen den Meeren: Torsten Albig regierte Schleswig-Holstein geräuschlos, die CDU hat Probleme mit dem Personal und die Wahl ist gelaufen. Schlagartig geändert hat sich das Ende April: Da tratschte Albig in der „Bunten“über sein Liebesleben – und ruinierte sich Ruf und Umfragewerte.
Das Frauenbild? Nun, sagen wir: reichlich überholt. „Wir hatten nur noch ganz wenige Momente, in denen wir uns auf Augenhöhe ausgetauscht haben“, so plauderte Albig in der „Bunten“aus dem ehelichen Nähkästchen. Hintergrund seiner Scheidung: „Ich war beruflich ständig unterwegs, meine Frau war in der Rolle als Mutter und Managerin unseres Haushaltes gefangen.“Genau dieses blöde Gefühl – gefangen am Herd – hat so manche Ehefrau, wenn der Ehemann auf Macho schaltet.
Man kann den drastischen Absturz der Nord-SPD messen. Er begann am Tag des Abdrucks in der „Bunten“. Politiker sollten stärker zeigen, „dass sie ganz normale Menschen mit Stärken und Schwächen sind“, so Albig im „Abendblatt“– ein böser Irrtum: Wähler wollen politisch ernst genommen werden. Und nicht als Spanner am Gartenzaun der Mächtigen enden.
„Das Interview in der ,Bunten‘ hat die Stimmung zerschlagen“, so Ex-Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU). „Das haben viele Leute nicht als besonders klug empfunden“, so Albigs Noch-Koalitionspartner Robert Habeck (Grüne). Und SPD-Generalsekretärin Katarina Barley (SPD) rüffelte die Nord-Genossen: Es sei im Wahlkampf eher um Dinge wie das Privatleben des Ministerpräsidenten gegangen.
Dabei hätte Albig aus fremder Leute Schaden klug werden können: 2003 schnäbelte der damalige Verteidigungsminister Rudolf Scharping mit neuer Partnerin im Pool – ein Coup der „Bunten“, die den Politiker den Kopf kostete. Und wo wir bei der „Bunten“sind: Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) inszenierte sich mit seiner Gattin in Gutsherrenart und mit Edel-Klamotten im noblen „Vier Jahreszeiten“– total unhanseatisch, wie der Zugereiste zu spät bemerkte. Als er genervt den Job hinschmiss. Frohlockt hat damals Olaf Scholz (SPD). Und ganz fest versprochen: „Homestorys wird es mit mir nicht geben.“
„Das haben viele Leute nicht als besonders klug empfunden.“Robert Habeck (Grüne)