Passagier aus überbuchtem Flieger gezerrt
PR-Desaster für die US-Fluglinie: Der brutale Fall sorgt weltweit für massive Proteste. Doch Überbuchungen sind auch bei uns ein Problem
Washington – Für die US-Fluggesellschaft United Airlines wird der rabiate Rauswurf eines Passagiers aus einem überbuchten Flieger zum Image-Desaster. Der Vorfall, von dem Videos kursieren, führte zu massiven Protesten.
Auch von der Empörung der Passagiere ließen sich die Sicherheitskräfte nicht aufhalten. „Oh, mein Gott“, „Was machen Sie da?“und immer wieder „Nein, nein, nein“ist in Videos zu hören, die zeigen, wie drei Männer einen Passagier rücksichtslos aus dem Sitz zerren, ihn durch den schmalen Gang zum Ausgang schleifen. Der Vorfall ereignete sich am Sonntag vorm Start einer Maschine der US-Fluggesellschaft United Airlines in Chicago. Der Hintergrund: Die Maschine war überbucht.
Die Fluggesellschaft benö- tigte nach eigenen Angaben vier Plätze für Mitarbeiter, die später auf einer anderen Strecke eingesetzt werden sollten. Da alle Plätze an Bord besetzt waren, bot die Airline den Passagieren zunächst 400, später 800 Dollar und eine Hotelübernachtung. Da niemand das Angebot annahm, wählte die Fluggesellschaft vier Personen zufällig aus.
Bei dem Mann, der aus der Maschine geschleift wurde und sich mit lauten Schreien wehrte, handelt es sich um einen Arzt, der am nächsten Tag im Krankenhaus wichtige Patiententermine wahrnehmen musste. Auf Twitter berichteten Augenzeugen später, dass der Arzt später in die Maschine zurückkehrte – mit blutigem Gesicht.
Die Videos sorgten für weltweite Empörung. In China warfen Nutzer der Airline Rassismus vor. „Es ist unglaublich, wie diese Fluggesellschaft einen Gast behandelt, weil er ein asiatisches Gesicht hat“, kommentierte ein Frau. Die US-Fluggesellschaft kündigte an, Kontakt zu dem Arzt aufnehmen zu wollen und entschuldigte sich für den Vorfall. Oscar Munoz, Geschäftsführer der Airline, schrieb bei Twitter: „Das ist ein unangenehmer Vorfall für uns alle bei United. Ich entschuldige mich dafür.“Die Airline hatte erst Ende März zwei mit Leggings den Einstieg verweigert.
Überbuchungen sind ein verbreitetes Phänomen. In Deutschland hat alleine der Servicedienst flightright.de mehrere Tausend solcher Fälle im Jahr 2016 bearbeitet. Besonders oft betroffen waren Fluggäste, die auf Kurzstrecken unterwegs waren. Die Begründung: Fluggesellschaften gehen auf kurzen Strecken davon aus, dass Passagiere den Flug trotz Buchung nicht antreten. Außerdem haben sie weniger Möglichkeiten, durch Upgrades noch freie Plätze zu besetzen. Generell überbuchen BilligFluggesellschaften deutlich häufiger, teilte das in Potsdam ansässige Unternehmen mit.