Der Pirat von Eppendorf
Hausbesuch bei Hamburgs verrücktestem Fotografen: Er lebt in einer bizarren Schatzkammer auf einer Kegelbahn
„Das Leben ist ein Abenteuer..." Frank Nikisch
Wenn Frank Nikisch die Tür seines Eppendorfer Studios öffnet, denkt man sofort an eine Filmfigur: Jack Sparrow, der irre Pirat aus „Fluch der Karibik“. Nur dass der 57-Jährige noch viel durchgeknallter als Johnny Depp in den Filmen wirkt! Ganz zu schweigen vom Einrichtungsstil – Exzentrik vom Feinsten. Besuch beim verrücktesten Fotografen der Stadt!
„Mein Studio bietet Ihnen eine interessante Kulisse und ist wandlungsfähig“, so wirbt Nikisch auf seiner Website. Das dürfte die Untertreibung des Jahres sein: Wer die Räumlichkeiten des ehemaligen Kabaretts „Mon Marthe“an der Ecke Tarpenbekstraße/Lokstedter Weg betritt, wähnt sich in der Kajüte eines Piratenkapitäns.
Prompt hat der Mann mit den langen schwarzen Haaren einen Degen in der Hand und fuchtelt wild damit herum. „Na, wär das ein Foto?“, fragt er. Als wir zögern, fingert Nikisch schnell noch eine 250 Jahre alte Steinschlosspistole aus einer Schublade ...
Umgeben von schweren
Samtvorhängen, Barock-Engeln, Jesusfiguren und Buddhas wirkt der Mann wie aus der Zeit gefallen und redet ohne Unterlass: „Ich streichel die Seele meiner Besucher, hier können sie in eine andere Welt eintauchen.“
Wir tauchen erst mal ab in den Keller und stehen auf den Resten einer alten Kegelbahn. Dort soll schon vor fast 100 Jahren Ernst Thälmann gekegelt haben. Die Lokalität war nämlich mal eine bekannte Kommunisten-Kneipe.
Jetzt hängen Hunderte von Gitarren an der Wand, überall gibt es Kunst zu bestaunen (der Hausherr malt selbst). Man weiß hier echt nicht, wohin man zuerst schauen soll. Das geht auch Frank Nikischs Kunden so. So mancher, der eigentlich nur schnell ein paar Passfotos machen lassen wollte, konnte sich gar nicht sattsehen und blieb drei Stunden im Studio. Grundsätzlich bietet Frank Nikisch alle Arten von Fotografie an: Von Kinderfotos über Hochzeitsbilder
bis zu aufwendigen Firmen-Aufträgen und Porträts. Und viele Auftraggeber nutzen natürlich seine einmalige „Piraten-Höhle“für die Aufnahmen.
„Schon als kleiner Junge hab ich von einem Ort wie diesem geträumt,“so Nikisch. Den Traum hat er wahr gemacht, ein Gesamtkunstwerk zum Leben und Arbeiten geschaffen. Nikisch veranstaltet dort sogar Konzerte!
Der Fotograf bringt uns zur Tür, sagt: „Das Leben ist ein Abenteuer.“Ein Besuch bei Frank Nikisch in Eppendorf ist es definitiv!