Wann verlieren Crash-Rentner ihren Lappen?
Hinter dem Steuer sitzen immer mehr alte Menschen – und bauen immer häufiger Unfälle
Wer einmal den Führerschein besitzt, darf ihn normalerweise sein Leben lang behalten. Doch gerade alte Menschen sind häufig schuld an einem Unfall, auch in Hamburg steigen die Zahlen. Fast täglich gibt es derzeit Meldungen über ältere Fahrer, die schwere Unfälle bauen (siehe rechts). Einen verpflichtenden Führerschein-Check für Senioren gibt es trotzdem nicht.
Hat der 84-jährige Autofahrer Gas- und Bremspedal verwechselt? Anders lässt sich das Bild der Verwüstung eigentlich nicht erklären, das sich Polizisten am Dienstagmorgen im Parkhaus am Wandsbek Quarree bot. Zwei Schranken hatte der Rentner durchbrochen und war gegen eine Mauer gefahren. Er und seine Beifahrerin wurden leicht verletzt.
Gehören hochbetagte Senioren noch hinters Steuer? Immer wieder werden Forderungen nach verbindlichen Fahrtauglichkeitsprüfungen für ältere Menschen laut, denn die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Je älter die Fahrer, desto häufiger bauen sie einen Unfall. Vor allem ab 75 Jahren steigen die Zahlen in der Unfallstatistik. In einer alternden Gesellschaft hat das Folgen: Waren 2014 in Hamburg noch 2955 Senioren Unfallverursacher, stieg die Zahl 2015 auf 3168 an. Das ist ein Plus von 8,2 Prozent.
Laut der Unfallforschung für Versicherte (GDV) haben Senioren ab 75 Jahren in der Statistik mittlerweile die „jungen Erwachsenen“überholt, die immer als herausragende Problemgruppe galten.
„Befragungen von uns haben ergeben, dass Senioren bereit sind, ihren Führerschein abzugeben, wenn sie wüssten, dass sie andere gefährden würden“, sagt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung beim GDV, und spricht sich klar für Testfahrten aus. „Da das freiwillig wahrscheinlich niemand machen wird, muss es langfristig eine Teilnahmepflicht geben“, so Brockmann.
Senioren haben junge Erwachsene als Hauptproblemgruppe abgelöst.