„Prokop fehlt Erfahrung“
Der ehemalige Meistercoach des HSV über den neuen Handball-Bundestrainer
Handball-Deutschland hat einen neuen Bundestrainer. Ab Sommer übernimmt Christian Prokop wie erwartet den amtierenden Europameister. Der 38-jährige Coach des DHfK Leipzig soll die Mannschaft zu Medaillen, möglichst zum Titel bei der Heim-WM 2019 und bei Olympia 2020 führen. Doch nicht alle stimmen in den allgemeinen Jubelchor für den Nachfolger von Dagur Sigurdsson ein.
Am 1. Juli tritt der Fünf-Jahres-Vertrag in Kraft, Prokop betreut das DHB-Team aber wahrscheinlich schon in den EM-QualiSpielen gegen Slowenien im Mai. Der Deutsche Handballbund zahlt 500000 Euro Ablöse an den DHfK, bei dem Prokop ursprünglich noch bis 2021 unter Vertrag gestanden hätte. Für den gebürtigen Köthener geht „ein Traum“in Erfüllung.
Doch das umstrittene monatelange öffentliche Trainer-Casting hat auch einen Verlierer. „Markus Baur tut mir leid“, sagt Martin Schwalb, als Trainer des HSV Handball Meister und ChampionsLeague-Sieger. Baur (46), Trainer des TVB Stuttgart und 228-maliger Nationalspieler, war der zweite Kandidat für den Bundestrainerposten.
Schwalb kritisiert den Auswahlprozess des DHB: „Baur muss in den sauren Apfel beißen und steht jetzt öffentlich als Verlierer da. Das war völlig unnötig. So etwas darf man nicht machen.“
Positiv bewertet der 53-jährige Schwalb, dass nach dem Isländer Sigurdsson künftig wieder ein einheimischer Trainer das DHB-Team betreut. „Ich finde es gut, dass es ein deutscher Bundestrainer ist, weil es die deutsche Trainergilde wieder aufwertet.“
Größter Schwachpunkt des Neuen ist nach Meinung von Schwalb die mangelnde Erfahrung. „Er hat eine relativ kurze Karriere auf hohem Niveau.“In der höchsten deutschen Spielklasse hat Prokop insgesamt zweieinhalb Jahre gearbeitet. 2013 stieg er mit Essen ab, 2015 mit dem DHfK Leipzig auf, den er im Oberhaus etablierte. „Was ihm fehlt, ist die internationale Erfahrung“, so Schwalb. „Und der Druck als Bundestrainer ist enorm, das ist eine ganz andere Verantwortung. Ich hätte mich mit 38 nicht in der Lage gefühlt, Bundestrainer zu sein.“
„Markus Baur tut mir leid. So etwas darf man nicht machen.“Martin Schwalb