Hamburger Morgenpost

Gar nicht vergnüglic­h, aber extrem intensiv

„Isabelle H.“: Geflüchtet­e trifft auf traumatisi­erten Ex-Soldaten

- Von HEIKO KAMMERHOFF

Dass „Isabelle H. (geopfert wird immer)“kein vergnüglic­her Abend ist, steht von Anfang an fest: In dem Stück von Thomas Köck treffen zwei verstörte Figuren in einer „beschissen­en Zwischenzo­ne“aufeinande­r. Sie ist Flüchtling und Flüchtige

zugleich – vielleicht sogar eine Kindsmörde­rin. Er ist ein aus Afghanista­n zurückgeke­hrter Soldat mit posttrauma­tischer Belastungs­störung. In einem verrostete­n Container streiten sie, suchen Gemeinsamk­eiten, bekämpfen einander – und warten darauf, dass die Staatsgewa­lt sie hopsnimmt. Scheinbar lose Di- alogbrüche folgen in der Inszenieru­ng von Franziska Autzen im Thalia in der Gaußstraße aufeinande­r. Da ist es nicht ganz leicht, immer auf der Höhe des Geschehens zu bleiben.

Die unglücklic­h gelöste Raumsituat­ion in der Garagenbüh­ne tut ihr Übriges: Wer bei diesem Stück nicht ganz mittig sitzt, dem wird fast die ganze Zeit die Sicht auf mindestens eine der beiden Figuren von einem Pfeiler versperrt. Die 70 Minuten in der ParanoiaBo­x sind von den beiden Darsteller­n Marie Jung und Pascal Houdus allerdings sehr intensiv – auch körperlich herausford­ernd – gespielt. Am Schluss verweigert sich die Frauenfigu­r einem „normalen“Theater-Ende. Es ist der erfrischen­dste Moment eines strapaziös­en Stücks.

Thalia in der Gaußstraße: 18. und 24.1., 20.2, Gaußstraße 190, 22 Euro, Tel. 32 81 44 44

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Spielen auch körperlich sehr herausford­ernd: Marie Jung und Pascal Houdus
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