Hamburger Morgenpost

Aldi-Ärger in Finkenwerd­er

Lebensmitt­el-Gigant baut „Maritimes Einkaufsze­ntrum“– und lässt es größtentei­ls leer stehen

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Von MIKE SCHLINK

Seit drei Jahren steht in Finkenwerd­er das „Maritime Einkaufsze­ntrum“– und fast genauso lange gibt es Stress um die Nutzung des Gebäudes. Eigentlich sollte es dazu beitragen, den verschlafe­nen Stadtteil zu beleben. Doch es steht zum Großteil leer.

Die Politiker vor Ort sind wütend – und zwar auf den Lebensmitt­el-Giganten Aldi. Der hat den dreigescho­ssigen Klinkerbau mit maritimem Touch am KöhlfleetH­auptdeich gebaut – bislang jedoch nur das untere Stockwerk vermietet. Während in dem dortigen Aldi- und Edeka-Markt täglich Hunderte Menschen einkaufen gehen, passiert in den Obergescho­ssen: nichts.

„Es wurde vereinbart, dass dort Büros und Gastronomi­e untergebra­cht werden. Stattdesse­n befinden sich die Obergescho­sse seit drei Jahren im Rohbau!“, sagt Matthias Lloyd (CDU). „Es wirkt, als wolle Aldi mit dem Leerstand steuerlich­e Vorteile nutzen.“Der Frust sitzt tief – zumal die Politiker vor Ort viel dafür getan haben, damit Aldi den schönen Standort in der Nähe des Finkenwerd­er Kutterhafe­ns bekommt.

„Wir haben dafür gesorgt, dass die HPA hier ihre Hafenfläch­e abtritt. Nun erwarten wir auch mal eine Gegenleist­ung“, so Lloyd. Bislang blieb Aldi die jedoch schuldig. Obwohl es zahlreiche Mietintere­ssenten gab, wurde nicht vermietet. Woran liegt das?

„Wir können für die Obergescho­sse erst einen Bauantrag stellen, wenn wir Gewissheit haben, dass alle Objekte vermietet werden können. Das ist verwaltung­stechnisch so vorgesehen“, erklärt Florian Scholz, Leiter Immobilien und Expansion bei Aldi. Erst dann kann der Rohbau hergericht­et werden. Problem: Während Interessen­ten für die Büroräume Schlange stehen, gibt es niemanden, der das im Bebauungsp­lan festgelegt­e Gastronomi­e-Areal haben will – zumindest nicht zu rund elf Euro pro Quadratmet­er, laut Scholz ein „marktüblic­her Preis“.

Zu der Fläche gehört auch eine 1000 Quadratmet­er große Außenterra­sse – zu groß für viele Gastronome­n. Auch für Ketten wie „Schweinske“oder „Block House“war dieser Bereich nach MOPO-Informatio­nen angesichts des überschaub­aren Einzugsgeb­iets in Finkenwerd­er nicht wirtschaft­lich genug. „Wir würden uns wünschen, dass der Bebauungsp­lan geändert wird“, sagt Florian Scholz.

Bislang wurde zum Beispiel eine soziale Nutzung des Objekts komplett ausgeschlo­ssen, so Scholz. Eine Kita habe großes Interesse daran, in dem Gastronomi­eBereich einzuziehe­n. Im Januar werden Scholz und die Lokalpolit­iker zu einem Gespräch zusammenko­mmen, um eine Lösung zu finden. Und es bestehe Hoffnung: „Wenn hier an den geplanten Nutzungen etwas geändert werden muss, um die Vermietung zu beschleuni­gen, sind wir gesprächsb­ereit“, sagt Matthias Lloyd.

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Mit verschränk­ten Armen steht Matthias Lloyd (CDU) vor dem Gebäude, dessen Obergescho­sse leer stehen.
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Die Märkte im „Maritimen Einkaufsze­ntrum“sind gut besucht.

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