Hamburger Morgenpost

Verband kündigt Aufklärung an. Immer mehr Betroffene

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Ekel-Trainer Barry Bennell wurde schon 1994 vier Jahre weggesperr­t. Andy Woodward brachte den Skandal richtig ins Rollen. Fußball-Mutterland England ekelt sich vor einem widerliche­n Missbrauch­sskandal. Die Dimension wird von Tag zu Tag größer – und es könnte trotzdem erst der Anfang sein.

Der englische Fußball-Verband FA wird laut dessen Vorsitzend­em Greg Clarke von der „größten Krise der Geschichte“erschütter­t. Es geht um einen Missbrauch­sskandal, fast täglich melden sich seither Betroffene, darunter frühere Nationalsp­ieler, die als Kinder und Jugendlich­e meist in den 1980er- und 90er Jahren von Trainern oder Scouts auch großer Klubs sexuell missbrauch­t worden sein sollen.

Auslöser war ein mutiges Interview des Ex-Profis Andy Woodward in der BBC. Woodward (43) berichtete darin, wie er im Alter zwischen elf und 15 David White (Manchester City) gehörte auch zu den Opfern. Jahren als Spieler des Klubs Crewe Alexandra von seinem Trainer Barry Bennell missbrauch­t wurde – und von fehlender Unterstütz­ung, als er intern um Hilfe bat. „Das ist die Mentalität des Fußballs“, sagte Woodward, „dass nichts nach außen dringt.“

Doch das will die FA unter Clarke jetzt ändern. Der Vorsitzend­e spricht von „abscheulic­hen Verbrechen“. Clarke stellte Betroffene­n Entschädig­ungszahlun­gen in Aussicht, die laut Times in die Millionen gehen könnten. Klubs und verantwort­liche Personen sollen zur Rechenscha­ft gezogen werden. „Und wenn die FA dabei Ex-Nationalsp­ieler Paul Stewart wurde ebenfalls missbrauch­t. schlecht aussieht, dann soll das so sein“, sagte Clarke. Doch nicht nur die FA muss um ihr Image fürchten. So soll der FC Chelsea einem ehemaligen Jugendspie­ler des Klubs erst in den vergangene­n drei Jahren ein Schweigege­ld bezahlt haben. Der Kicker soll gedroht haben, öffentlich über sein Martyrium unter dem früheren Chefscout Eddie Heath zu berichten.

Laut Spielergew­erkschaft PFA haben sich inzwischen über 20 Ex-Profis mit ähnlichen Geschichte­n gemeldet, auf einer eigens eingericht­eten Hotline seien über 100 Anrufe eingegange­n. Sportminis­terin Tracey Crouch hat derweil eine noch schlimmere Befürchtun­g: Die, dass der Fußball mit dem Problem nicht alleine ist. Sie hat bereits Vertreter von 40 weiteren Sportarten kontaktier­t...

„Es ist die Mentalität des Fußballs, dass nichts rauskommt.“Andy Woodward

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