Haff-Zeitung

Schatten überm Königshaus am doppelten royalen Feiertag

- Von Benedikt von Imhoff

Zur Krönung von König Charles fuhr das Vereinigte Königreich auf, was es an Pomp und Glamour zu bieten hatte. Ein Jahr später ist längst nicht mehr alles Glanz und Gloria.

LONDON – In der Royal Family teilen Opa und Enkel einen Ehrentag: Heute ist es ein Jahr her, dass König Charles III. in einer pompösen Zeremonie gekrönt wurde - und sein Enkel Prinz Archie wird fünf Jahre alt. Eine gemeinsame Feier aber gibt es nicht. Ein Grund ist die große Differenz in der Familie - nicht nur im Wortsinne.

Dass sich das Verhältnis zwischen Prinz Harry Archies Vater und Charles' jüngerer Sohn - und dem König normalisie­rt, ist vorerst nicht zu erwarten, schätzt der Experte Craig Prescott von der Royal Holloway University of London ein. Zu tief scheinen die Wunden. Harry und Ehefrau Herzogin Meghan, die sich vor Jahren aus dem Königshaus zurückgezo­gen hatten und mit Archie sowie Töchterche­n Prinzessin Lilibet in Kalifornie­n leben, hatten der Royal Family in Interviews, Dokumentat­ionen und einem Buch schwere Vorwürfe gemacht.

Als der König Anfang Februar seine Krebsdiagn­ose öffentlich machte, reiste Harry zwar umgehend nach London. Doch das Treffen mit dem Vater dauerte nur 45 Minuten. Am Mittwoch ist Harry wieder in der britischen Hauptstadt. Dort nimmt der 39-Jährige an einem Dankgottes­dienst zum zehnjährig­en Bestehen der von ihm initiierte­n Invictus Games für kriegsvers­ehrte Soldaten teil. Treffen mit Charles oder seinem älteren Bruder Prinz William, dem Thronfolge­r, ist nicht vorgesehen, wie zu lesen ist.

Zwischen Harry und William scheine tatsächlic­h Feindselig­keit zu herrschen. Ein Hinweis: Als vor Kurzem bei einer Preisverle­ihung an ihre 1997 verstorben­e Mutter Prinzessin Diana erinnert wurde, wurde Harry später per Video mit den Preisträge­rn zusammenge­schaltet, nachdem William die Veranstalt­ung verlassen hatte.

Immerhin eine gute Nachricht

Der König zeigt sich wieder in der Öffentlich­keit! Die Erleichter­ung war zu spüren, als Charles am Dienstag eine Krebsklini­k in London besuchte und sich bestens gelaunt zeigte. Gespannt wird gewartet, ob Charles nun zur Normalität zurückkehr­en wird. Die Behandlung, so viel teilte der Palast mit, werde fortgesetz­t. Termine sollen in Absprache mit Ärzten stattf inden.

Royals-Experte Prescott zeigt sich gelassen. Andere Familienmi­tglieder hätten zusätzlich­e Aufgaben übernommen, etwa Charles' Schwester Prinzessin Anne. „Vieles verlief ziemlich reibungslo­s“, urteilt Prescott. Auch Bruder Prinz Edward und dessen Ehefrau Herzogin Sophie würden mehr Termine wahrnehmen. So reiste Sophie jüngst im Auftrag der britischen Regierung in die Ukraine.

Die Sorge um die künftige Königin ist deutlich größer. Die Ehefrau von Thronfolge­r William hatte ebenfalls eine Krebsdiagn­ose öffentlich gemacht. Wie ihr Schwiegerv­ater teilt Kate nicht mit, woran sie genau leidet. Aber dass sie vorsorglic­h Chemothera­pie

erhält. Als der Palast im Januar mitteilte, dass Kate sich einer Operation im Bauchraum unterzogen habe, war noch von einer Rückkehr ins Rampenlich­t nach Ostern die Rede. Angesichts ihrer Erkrankung, die danach entdeckt wurde, ist unklar, wie lange sie ausfällt.

Dass das beliebtest­e Mitglied der Royals von der Bildf läche verschwund­en ist, sei in der Tat ein längerfris­tiges Problem, so Prescott. Denn solange ihre Kinder Prinz George (10), Prinzessin Charlotte (9) und Prinz Louis (6) noch nicht alt genug sind, um repräsenta­tive Aufgaben wahrzunehm­en, sind Kate und William die jüngsten „Working Royals“. Dabei muss sich das Königshaus laut Umfragen gerade um seine Akzeptanz bei jüngeren Menschen Sorgen machen. Viele Baustellen für König Charles.

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FOTO: LEON NEAL Eitel Sonnensche­in vor einem Jahr: König Charles III. und Königin Camilla nach ihrer Krönung auf dem Balkon des Buckingham-Palastes

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