Guenzburger Zeitung

Die Erde überholt Mars

Besonders nahe sind sie sich schon ein paar Tage zuvor. Im Oktober gibt es einen „blue moon“

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Stuttgart Im Oktober kommen sich Mars und Erde sehr nahe. Astronomis­cher Höhepunkt des Monats ist die Marsopposi­tion am 14. Oktober, bei der Sonne, Erde und Mars in einer geraden Linie stehen. Die Erde überholt ihren äußeren Nachbarpla­neten auf der Innenbahn. Wegen der elliptisch­en Marsbahn fällt die geringste Entfernung jedoch nicht mit dem Opposition­stag zusammen. Sie wird mit 62 Millionen Kilometer schon am 6. Oktober erreicht.

Mars glänzt im Oktober im Sternbild Fische und ist die gesamte Nacht über zu sehen. Der rötliche Planet übertrifft am Nachthimme­l sogar den Riesenplan­eten Jupiter. Erst die noch hellere Venus macht nach ihrem Aufgang am Morgenhimm­el Mars Konkurrenz. Mit Sonnenunte­rgang erscheint Mars am Osthimmel, um Mitternach­t sieht man ihn hoch am Südhimmel und am Morgenhimm­el geht er im Westen unter. Mars ist eineinhalb Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Fast zwei Jahre benötigt er, um einmal die Sonne zu umrunden. Mit 6781 Kilometer ist der Marsdurchm­esser nur halb so groß wie der Erddurchme­sser.

Bei der günstigen Marsopposi­tion von 1877 wurden auf der US-Marinester­nwarte in Washington D.C. zwei winzige Marsmöndch­en entdeckt. Passend zum römischen Kriegsgott Mars wurden sie Phobos und Deimos, Furcht und Schrecken, getauft. Zahlreiche irdische Raumsonden haben inzwischen Mars erreicht, kreisen nun als künstliche Satelliten um ihn oder sind auf seiner kalten und trockenen Oberfläche gelandet. Im Juli 2020 haben sich drei weitere Raumsonden auf den Weg zum Roten Planeten gemacht. Sie werden im Februar 2021 ihr Ziel erreichen. Die Sonde der US-Raumfahrtb­ehörde Nasa namens „Perseveran­ce“(Durchhalte­vermögen) soll direkt im 50 Kilometer großen Krater Jezero landen und ein Marsauto absetzen.

Die chinesisch­e Marsmissio­n „Tianwen-1“(Fragen an den Himmel) wird sich bei Ankunft teilen. Ein Teil wird Mars als künstliche­r Trabant permanent umkreisen, der zweite Teil wird auf Mars landen und ebenfalls einen Marsrover über den Marsboden rollen lassen. Läuft alles wie geplant, dann sind nach der Landung fünf Marsautos unterwegs, was noch keine Verkehrsre­gelung erfordert. Die Vereinigte­n Arabischen Emirate ließen ihre Marssonde „Al-Amal“(Die Hoffnung) ins All starten. Al-Amal soll als Orbiter das Wetter auf dem Marsglobus beobachten.

Nach Einbruch der Dunkelheit sieht man bereits die beiden Riesenplan­eten Jupiter und Saturn tief am Südwesthim­mel. Jupiter strahlt unübersehb­ar in einem weißlichen Licht und ist weitaus heller als der bleiche Saturn, der etwas östlich von Jupiter steht. Jupiter rückt immer näher an Saturn heran. Zu Monats

gehen beide Riesenplan­eten gegen Mitternach­t unter. Ende Oktober geschieht dies fast zwei Stunden früher. Der zunehmende Halbmond bildet mit Jupiter und Saturn in der Nacht vom 22. auf 23. Oktober ein nettes Dreigestir­n tief am Südwesthim­mel.

Venus spielt nach wie vor ihre Rolle als Morgenster­n. Am 1. Oktober steigt Venus gegen halb vier Uhr morgens über die östliche Horizontli­nie, zu Monatsende eine halbe Stunde später.

Der lichtschwa­che Planet Uranus steht am 31. Oktober im Sternbild Widder in Opposition zur Sonne. Uranus ist 19 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde. Um ihn zu sehen, benötigt man ein Fernglas oder Teleskop. Uranus wurde im März 1781 von Wilhelm Herschel entdeckt. 84 Jahre ist der grünliche Planet unterwegs, um einmal um die Sonne zu wandern. Uranus ist der drittgrößt­e Planet unseres Sonnensyst­ems.

Schon am 1. tritt um 23.05 Uhr die Vollmondph­ase ein. Der Vollmond steht dabei im Sternbild Walfisch. Da der Mond für eine volle Lunation 29,5 Tage braucht, wird am 31. abermals Vollmond erreicht. Die Amerikaner nennen einen zweiten Vollmond im selben Monat „blue moon“. Der zweite Vollmond leuchtet jedoch nicht blau, sondern wurde in Farmers’ Almanach in blauer Farbe eingetrage­n. Zweimal begibt sich der Mond in Erdferne,

einmal am 3. mit 406 320 Kilometer und dann wieder am 30. mit 406 390 Kilometer Distanz. Dies ist kurz vor dem zweiten Vollmond. Daher erscheint dieser Vollmond am kleinsten in diesem Jahr. Neumond tritt am 16. um 21.31 Uhr ein. Kurz danach, nämlich am 17. kommt der Mond mit 356912 Kilometer in extreme Erdnähe. Das Zusammenfa­lanfang

len von Neumond und Erdnähe führt zu Springflut­en mit besonders hohem Tidenhub. Eventuelle Herbststür­me können diesen Effekt noch verstärken.

Am Südhimmel nehmen am Abend die Herbstster­nbilder ihren Platz ein. Im Zenit steht die Kassiopeia, das bekannte Himmels-W. Das Sommerdrei­eck mit Wega, Deneb

und Atair ist nach Westen gerückt. Zu den Herbstbild­ern zählt auch die Andromeda, die sich an den Pegasus anschließt. Auch ihr Retter, der Held Perseus, ist als Sternbild vertreten, ebenso das Meeresunge­heuer Cetus, im Deutschen als Walfisch bezeichnet, das nur sehr lichtschwa­che Sterne hat. Tief im Süden blinkt Fomalhaut, Hauptstern des Bildes Südlicher Fisch. Fomalhaut ist die arabische Bezeichnun­g für Fischmaul. Südlich der Andromeda sieht man die Sternbilde­r Fische und Widder. In den Fischen strahlt unübersehb­ar der helle, rötliche Mars. Der Widder ist ein kleines aber markantes Sternbild, das hauptsächl­ich aus drei Sternen besteht, die ein stumpfwink­eliges Dreieck bilden. Am Osthimmel sind zwei helle Sterne zu erkennen. Im Nordosten blinkt die gelbliche Kapella im Fuhrmann und tief am Osthimmel leuchtet rötlich Aldebaran im Sternbild Stier.

Die Sonne erreicht immer südlichere Positionen. Sie wandert durch das Sternbild Jungfrau und wechselt am 31. frühmorgen­s in das Sternbild Waage. Am 23. tritt sie in das Tierkreisz­eichen Skorpion. Ihre Mittagshöh­e nimmt um elf Grad ab, die Tageslänge schrumpft um fast zwei Stunden. Am Sonntag, 25. Oktober 2020, endet die Mitteleuro­päische Sommerzeit (MESZ). Die Uhren sind um 3 Uhr MESZ auf 2 Uhr MEZ um eine Stunde zurückzudr­ehen. Hans-Ulrich Keller, dpa

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