Einen Tag lang Winter
Man denkt klimatisch ja manchmal im falschen (Lebens-) Film zu sitzen. So ist das zumindest dieses Jahr gewesen. Ein großer Sommer war es zuvor, mit Sonne satt. Das hätte auch so weitergehen können, zumindest bei uns in Bayern. Denn gerade noch ist der Mensch selig im See geschwommen. Und plötzlich? Plötzlich sind einem schier die Felle davon geschwommen, weil es unvermittelt schüttete wie aus Kübeln und binnen Wochenfrist gefühlt eiskalt geworden ist.
Die Älteren werden jetzt sagen: Ganz normal! Herbst. Oder mancherorts auch: Winter. Zumindest im Allgäu hat es ja tatsächlich schon bis auf 1000 Meter herunter geschneit. Wer zu viel Bild-Zeitung liest, könnte da sogar fabulieren: Der Blitzwinter ist da!
Ja, uns klimawandelverwöhnten Nach-68ern kommt das große Frösteln, wenn der Sommer seine Kraft verliert. Der Herbst ist eine Zumutung! Vor allem, wenn dies so abrupt geschieht. Und die Aussichten sind trübe. Das Licht wird rarer, die Sommerzeit läuft aus. Wenn man morgens aus dem Haus geht, ist es dunkel, wenn man heimkommt – schon wieder.
Zeit für eine Depression, zumal es in diesem Jahr kaum Volksbelustigung durch Jahrmärkte und Adventsfeste geben wird. Bis Ende März, wenn Frühlingsanfang ist, heißt es also jetzt durchzuhalten. Obwohl – ehrlich gesagt – die Winter die letzten Jahre in den bajuwarischen Flachlanden auch nicht das hielten, was der Name früher versprach. Vielleicht war das mit dem jüngsten Kälteschock nur so eine Art Eintagsherbstwinter.