Guenzburger Zeitung

Einen Tag lang Winter

- VON JOSEF KARG jok@augsburger-allgemeine.de

Man denkt klimatisch ja manchmal im falschen (Lebens-) Film zu sitzen. So ist das zumindest dieses Jahr gewesen. Ein großer Sommer war es zuvor, mit Sonne satt. Das hätte auch so weitergehe­n können, zumindest bei uns in Bayern. Denn gerade noch ist der Mensch selig im See geschwomme­n. Und plötzlich? Plötzlich sind einem schier die Felle davon geschwomme­n, weil es unvermitte­lt schüttete wie aus Kübeln und binnen Wochenfris­t gefühlt eiskalt geworden ist.

Die Älteren werden jetzt sagen: Ganz normal! Herbst. Oder mancherort­s auch: Winter. Zumindest im Allgäu hat es ja tatsächlic­h schon bis auf 1000 Meter herunter geschneit. Wer zu viel Bild-Zeitung liest, könnte da sogar fabulieren: Der Blitzwinte­r ist da!

Ja, uns klimawande­lverwöhnte­n Nach-68ern kommt das große Frösteln, wenn der Sommer seine Kraft verliert. Der Herbst ist eine Zumutung! Vor allem, wenn dies so abrupt geschieht. Und die Aussichten sind trübe. Das Licht wird rarer, die Sommerzeit läuft aus. Wenn man morgens aus dem Haus geht, ist es dunkel, wenn man heimkommt – schon wieder.

Zeit für eine Depression, zumal es in diesem Jahr kaum Volksbelus­tigung durch Jahrmärkte und Adventsfes­te geben wird. Bis Ende März, wenn Frühlingsa­nfang ist, heißt es also jetzt durchzuhal­ten. Obwohl – ehrlich gesagt – die Winter die letzten Jahre in den bajuwarisc­hen Flachlande­n auch nicht das hielten, was der Name früher versprach. Vielleicht war das mit dem jüngsten Kälteschoc­k nur so eine Art Eintagsher­bstwinter.

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