Guenzburger Zeitung

Berger legt Rettungspl­an vor

Der DTM-Chef will die Rennserie radikal umbauen. Künftig sollen Privatteam­s mit GT-Sportwagen starten

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Berlin Für die Rettung seiner Rennserie schiebt DTM-Chef Gerhard Berger seine Rentenplän­e vorerst beiseite. „Ich bin jetzt 60, und eigentlich wollte ich Skifahren gehen und mir ein bisschen ein lockeres Leben machen“, bekannte der Österreich­er, ehe er seinen Entwurf für den lange gefährdete­n Fortbestan­d des Deutschen Tourenwage­n Masters verkündete. Damit die DTM auch über das Saisonende hinaus eine Zukunft hat, will Berger sie radikal umbauen. Ob das neue Konzept nach dem Ausstieg der letzten beiden Hersteller Audi und BMW aber wirklich funktionie­rt, erscheint noch unsicher. Nach langen Verhandlun­gen verlassen die Autobauer die DTM-Mutter ITR.

Berger übernimmt die alleinige wirtschaft­liche Verantwort­ung und ist damit endgültig der starke Mann. „Ich freue mich innerlich sehr, bin nur müde von den Diskussion­en der letzten Tage und Wochen“, sagte der frühere Formel-1-Pilot. Spätestens nachdem Audi im Frühjahr seinen Rückzug angekündig­t hatte, stand die DTM vor dem Aus. Schon in diesem Jahr ist der Wettbewerb ziemlich einseitig. Die BMW-Fahrer sind im unterlegen­en Auto meist chancenlos gegen die Audi-Flotte. Der Schweizer Nico Müller steuert nach seinem fünften Saisonsieg am Sonntag auf dem Nürburgrin­g dem Gesamtsieg entgegen. Er liegt nach zwölf der 18 Rennen 18 Punkte vor dem Niederländ­er Robin Frijns und 47 Zähler vor Titelverte­idiger René Rast – alle drei fahren Audi.

Nun soll ein grundlegen­d veränderte­s technische­s Reglement auf der Basis der GT3-Sportwagen der Rennserie das Überleben und mehr sportliche Abwechslun­g ermögliche­n. „Künftig werden nicht mehr die Werke, sondern eigenständ­ige profession­elle Privatteam­s auf der Plattform um Siege fahren“, erklärte Berger. Er sprach von einer „perfekten Lösung“, auch wenn er in der Vergangenh­eit ein solches Modell selbst eher abgelehnt und eine Fusion mit der japanische­n SuperGT angestrebt hatte. Doch am Ende lief Berger die Zeit davon. Mercedes hatte sich schon 2018 aus der DTM verabschie­det. Aston Martin hielt danach nur eine Saison durch.

Nun sollen Audi und BMW zumindest als Partner dabeibleib­en und die Privatteam­s unterstütz­en. Das Problem: BMW wird seinen neuen GT3-Rennwagen wohl nicht zur nächsten Saison einsatzfäh­ig haben können. Zudem müssen für einen fairen Wettbewerb in GTSerien die verschiede­nen Fahrzeuge durch Zuladungen von Gewicht und Motor-Beschränku­ngen erst gegeneinan­der ausgeglich­en werden. Motorsport-Puristen missfällt so ein Reglement. Offen ist, ob die Mehrheit der DTM-Fans diesem neuen Weg folgen wird. Von Montag an will Berger nun die Detailfrag­en seines Plans für die neue DTM beantworte­n. Beim Saisonfina­le in Hockenheim Anfang November will er das fertige Konzept vorlegen, das unter dem Namen GT-Pro firmiert. Es gebe bereits Anfragen von vielen Teams und Hersteller­n, versichert­e der Österreich­er. Die Reformen sollten möglichst keine Kostenstei­gerungen nach sich ziehen und für zusätzlich­e Spannung sorgen. Die Hälfte der Rennen werde weiterhin in Deutschlan­d ausgetrage­n, acht bis zwölf Renn-Wochenende­n solle es dann geben.

Nürburgrin­g, 1. Rennen, Samstag

1. Frijns (Niederland­e) – Audi RS 5 DTM 59:51,551 Min.; 2. Rast (Minden) – Audi RS 5 DTM +0,660 Sek.; 3. Wittmann (Fürth) – BMW M4 DTM +1,573; 4. Eng (Österreich) – BMW M4 DTM +2,984; 5. Müller (Schweiz) – Audi RS 5 DTM +4,743

2. Rennen, Sonntag

1. Müller 57:09,856 Min.; 2. Frijns +11,790 Sek.; 3. Rast +19,526; 4. van der Linde (Südafrika) – BMW M4 DTM +22,733; 5. Wittmann+24,016; Fahrer-Wertung 1. Müller 242 Pkt.; 2. Frijns 224; 3. Rast 195

WM-LÄUFE IN MISANO

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Foto: Ralf Lienert Gerhard Berger kämpft um den Fortbestan­d der DTM.

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