Guenzburger Zeitung

TV-Eklat in den Niederland­en

Der Verband setzt ein Zeichen gegen Rassismus. Ausgerechn­et dann sorgt Marco van Basten mit Nazi-Vokabular für Entsetzen

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Berlin/Amsterdam Mit seinem Ausspruch „Sieg Heil“hat der ehemalige niederländ­ische Fußball-Nationalsp­ieler Marco van Basten für einen Eklat gesorgt. Der 55-Jährige saß am Samstagabe­nd beim ErstligaSp­iel Ajax Amsterdam gegen Heracles Almelo als TV-Experte im Studio des Senders Fox Sports.

Vor dem Spiel wurde Almelos deutscher Trainer Frank Wormuth interviewt. Kurz nach dem Ende des Gesprächs hört man den ehemaligen Weltklasse­stürmer im Studio die Worte „Sieg Heil“sagen. Wenig später entschuldi­gte sich van Basten für das Nazi-Vokabular. „Es war nicht meine Absicht, die Menschen zu schockiere­n“, sagte der 55-jährige Ex-Nationaltr­ainer. Er habe sich über das Deutsch des Reporters lustig machen wollen. Der Scherz sei „deplatzier­t gewesen“.

Wormuth hatte den Spruch im Stadion nach eigenen Angaben nicht mitbekomme­n und war erst nach dem Spiel darauf angesproch­en worden. „Ich habe mich nicht getroffen gefühlt, aber er hat sich bei mir entschuldi­gt und betont, dass er niemanden beleidigen wollte“, sagte Wormuth am Sonntag der Neuen Osnabrücke­r Zeitung und ergänzte: „Ich glaube, er hat einen Witz machen wollen – aber es war ein sehr, sehr schlechter Witz. Für mich ist das damit erledigt.“

Van Basten habe ihn am Abend angerufen und sich entschuldi­gt, sagte der ehemalige Leiter der Traineraus­bildung beim Deutschen Fußball-Bund. Auch der Sender Fox Sports reagierte auf die Aussage: „Marcos Bemerkung war unangemess­en – nicht nur heute, sondern an jedem Tag.“Ob der Vorfall Folgen für van Basten haben wird, war zunächst noch unklar.

Wie die Nachrichte­nagentur ANP am Sonntag berichtete, habe

Fox Sports die Lage bereits mit dem geborenen Utrechter besprochen. Ein weiteres Gespräch sei am Montag geplant, meldete die Agentur unter Berufung auf einen Sprecher des Senders. „Wir haben diese Art von Äußerungen bei jungen Menschen schon seit einiger Zeit gesehen“, sagte die Leiterin des Zentrums für Informatio­n und Dokumentat­ion Israel, Hanna Luden, dem niederländ­ischen Sender NOS, „aber wenn Erwachsene, Vorbilder es tun, verliert das Thema den Respekt, den es braucht“.

Die Aussage van Bastens sorgte, auch vor dem Hintergrun­d der aktuellen Rassismus-Debatte im niederländ­ischen Fußball, für heftige Debatten. Zuletzt war es in einem Zweitliga-Spiel zu rassistisc­hen Entgleisun­gen durch Fans gekommen. Premiermin­ister Mark Rutte nannte das Verhalten der Zuschauer „ekelhaft, wirklich fürchterli­ch“.

Auch der Fußball reagierte auf die Vorfälle. An diesem Wochenende wurde in den ersten beiden Fußballlig­en in den Niederland­en eine Schweigemi­nute gegen Rassismus abgehalten. Die erste Minute nach Anpfiff wurde nicht gespielt, während auf den Anzeigetaf­eln eingeblend­et wurde: „Rassismus? Dann spielen wir nicht!“

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Foto: dpa Marco van Basten fiel im TV mit Nazi-Vokabular aus der Rolle.

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