Silvester ohne Böller
Damit weniger Feinstaub in die Luft geblasen wird, will die Deutsche Umwelthilfe das Feuerwerk zum Jahreswechsel abschaffen. Auch in Bayern könnten Verbote drohen
Berlin Seit einigen Jahren geht es rund um den Silvestertag nicht mehr nur um Fondue und Feuerwerk, sondern auch um Feinstaub. Die Deutsche Umwelthilfe, kurz DUH, beklagt, dass zum Jahresende an einem einzigen Tag ein Sechstel der Feinstaub-Menge in die Luft geblasen werde, die der Autoverkehr in einem Jahr absondert.
Weil das Thema nach Neujahr dann aber meist wieder schnell vergessen ist, fährt die Umwelthilfe in diesem Jahr eine andere Strategie. Schon im Juli stellte die Organisation in 31 Städten und Gemeinden, in denen Feinstaub-Grenzwerte überschritten werden, Anträge auf Böllerei-Verbote in den Innenstädten. Am Montag folgten weitere 67 Anträge für Städte, die im Jahresmittel eine hohe Feinstaubbelastung aufweisen, darunter auch Augsburg, München und Würzburg. Dabei richtet sich die DUH nicht nach den europaweiten Grenzwerten – 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmittel –, sondern den strengeren Grenzwerten der Weltgesundheitsorganisation, die eine Höchstkonzentration von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter vorschreiben.
Man würde vorausschauend handeln, betont Umwelthilfe-Chef Jürgen Resch. Immerhin würden an Silvester innerhalb weniger Stunden 5000 Tonnen Feinstaub freigesetzt. Als Argumente führt die DUH neben der Feinstaubbelastung vor allem die gesundheitlichen Auswirkungen ins Feld. Es gebe Asthmatiker, die würden jedes Jahr zu Silvester für mehrere Tage die Stadt verlassen, sagt Resch. „Wir wünschen uns weiterhin freudige Feste zum Jahreswechsel – aber ohne verpestete Luft, brennende Häuser, verletzte Menschen und verängstigte Tiere.“Die DUH sieht Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) in der Verantwortung, das Bundesimmissionsschutzgesetz und die Sprengstoffverordnung so anzupassen, dass die Städte leichter Böller-Verbote in den Innenstädten aussprechen können. Vom Verband der Pyrotechnik-Industrie kam heftige Kritik. Generelle Feuerwerksverbote von Kommunen seien rechtlich nicht möglich.
Die Umwelthilfe betont, dass sie die Bevölkerung hinter sich habe. 60 Prozent würden demnach ein innerstädtisches Böllerverbot unterstützen, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeige. Gleichzeitig haben 100000 Menschen auf change.org eine Petition für ein Verbot von Silvesterfeuerwerk für Privatpersonen unterschrieben. Die Initiatorin Andrea Glomba beklagt „bürgerkriegsähnliche Zustände“in der Silvesternacht. Menschen und Tiere würden mit Böllern unter Beschuss genommen. Sie selbst habe den Brand eines Pferdestalls miterlebt, bei dem zwei Tiere ums Leben kamen. „Ich glaube, wir sind mittlerweile technisch so weit entwickelt, dass wir darauf verzichten können“, sagt Glomba.
Die Zukunft der Silvesterfeierei ist für die DUH und Glomba eine Lasershow, wie sie beispielsweise zum vergangenen Jahreswechsel in Landshut zum Einsatz kam. Dort ist ein Feuerwerk in der Innenstadt bereits verboten. DUH-Chef Resch betont, dass der Energieverbrauch einer Lasershow wesentlich geringer sei und die Feinstaubbelastung bei null liege.