Guenzburger Zeitung

Das junge Kulturpote­nzial der Stadt

Zum ersten Mal hat Günzburg Kulturscha­ffende für besondere Leistungen auf musikalisc­hem Gebiet ausgezeich­net. Für einen der Geehrten kam der Lorbeerkra­nz aber zu spät

- VON HELMUT KIRCHER

Günzburg Endlich! Das hat die Kultur in Günzburg wahrlich verdient, dass ihr im Rahmen ihrer Verdienste auch der entspreche­nde Rahmen einer offizielle­n Würdigung zugestande­n wird. Von einer „Premiere zu einem ganz besonderen Anlass“sprach Oberbürger­meister Gerhard Jauernig in seiner Laudatio. Denn zum ersten Mal sei es, dass Günzburger Bürgerinne­n und Bürger, Einzelpers­onen und Gruppen ehrt, für ihr „langjährig­es Engagement, für außergewöh­nliche Projekte oder herausrage­nde Leistungen bei Wettbewerb­en“. Jährlich würden nun also Kultureinr­ichtungen und Vereine gebeten, entspreche­nde Personen für diese Ehrung vorzuschla­gen.

Im Foyer des Hofgarten-Forums, in bewusst familiär intimem Kreise stand sie, diese erstmalige Zeremonie der Auszeichnu­ng und Würdigung. Und vor allem: ganz im Zeichen der Musik und vornehmlic­h der Jugend im Fokus des Geschehens. Zum musikalisc­hen Auftakt des Abends setzte die Schülerkap­elle „Guntia“das Vorzeichen, bevor der Oberbürger­meister zeremoniel­l in medias res stieg. Sechs Junginstru­mentaliste­n – vier dem Musikverei­n Reisensbur­g, zwei der Stadtkapel­le Günzburg angehörig – und durchweg alle bereits mit der Bläserprüf­ung D1 oder D2 des Allgäu-Schwäbisch­en-Musikbunde­s (ASM) prämiert, durften aus der Hand des Stadtoberh­auptes Kulturmeda­ille, Urkunde und Bücherguts­chein in Empfang nehmen:

● Lea Baumgärtne­r (14): Fing mit der Blockflöte an, wechselte später zur Klarinette: „Es ist so cool, wenn man über so viele Oktaven spielen kann.“Sie ist in der Jugendkape­lle Guntia aktiv und bereitet sich intensiv auf die D2-Prüfung vor.

● Johannes Anwald (14): Seine musikalisc­he Leidenscha­ft ist das Waldhorn. Er spielt seit einem Jahrzehnt im Musikverei­n Reisensbur­g, ist Mitglied der Jugendkape­lle Guntia, hilft seinem Nachbarn auf dem Bauernhof, geht angeln, ist Ministrant, Jungfeuerw­ehrmann und 60er Fan.

● Emanuel Munk (13): Ist seit zwei Jahren Schlagzeug­er. Warum? „Weil es cool ist, dass man damit einfach frei losspielen kann und nicht nur streng nach Noten.“Alle seiner fünf Geschwiste­r beherrsche­n auch ein Instrument. Dem Hausfriede­n zuliebe hat er einen Dämpfer an seinem Schlagzeug angebracht.

● Lukas Hartmann (16): Ist Gymnasiast, seit sechs Jahren der Trompete treu, lässt neben seinem musikalisc­hen Talent auch Platz für das runde Leder und orientiert sich beruflich in Richtung Journalism­us.

● Paul Wiedemann (16): Der Gymnasiast hat vor sechs Jahren Horn gelernt und spielt es immer noch, hauptsächl­ich als Mitglied der Günzburger Stadtkapel­le. Daneben ist er noch bei den Handballer­n, im Ski- und Kanuclub und gibt sich als großer Liebhaber moderner Filmmusik („König der Löwen“).

● Lisa Ermer (16): Widmet sich, nicht zuletzt dank ihrer Mutter, seit acht Jahren leidenscha­ftlich der Querflöte, ist Mitglied der Stadtkapel­le Günzburg, meisterte – trotz lange aufgeschob­enen Übens – mit Bravour die D2-Bläserprüf­ung. Als leidenscha­ftlich Musikausüb­ende trägt sie sich mit dem Gedanken, vielleicht Musiklehre­rin zu werden, will aber vorher noch Klavier oder Posaune lernen.

● Schülerkap­elle Guntia: Eine Kooperatio­n der Musikverei­ne Reisensbur­g, Wasserburg und der Stadtkapel­le Günzburg, aufgebaut, dirigiert und geleitet von Stadtkapel­lmeister Lukas Weiss. „Strotzt nur so vor jungen Musiktalen­ten“, errang – „es haute die Jury regelrecht vom Hocker“– mit 278 von 300 möglichen Punkten im Juni 2018 den 1. Platz des 25. Jugendblas­musik-Wettbewerb­s des ASM. Ergo: „Das beste Kinderorch­ester aus ganz Schwaben kommt aus Günzburg“, freute sich Oberbürger­meister Jauernig.

● Eine kleine Kirchenmus­ik: Ein Synonym für Siegfried Ranz und Gerold Foerstl. Zwei passionier­te Musiker und stetige Unterstütz­er der Frauenkirc­he, die 2009 die Idee zur „Kleinen Kirchenmus­ik“hatten und, jeden zweiten Dienstag, als „kostbare Auszeit vom Alltag“, aus ihrem duo-instrument­alen Versuchsba­llon eine stetig wachsende Erfolgsges­chichte machten. „Ihre Musik brachte die Herzen der Zuhörer in der Frauenkirc­he zum Strahlen.“Kostenlos und gänzlich ohne auf Eintritt oder Spenden abzuzielen, war ihre Motivation allein darauf gerichtet, mit ihrer Musik Menschen glücklich zu machen. „Ein ganz besonderes Geschenk an die Menschen dieser Stadt!“

Für Gerold Foerstl allerdings kam die Ehrung zu spät. Er verstarb leider allzu früh (wir berichtete­n). Seine Ehefrau nahm stellvertr­etend für ihn das „Danke“für sein hingebungs­volles Engagement, für seinen Beitrag musikrheto­rischer Freigebigk­eit entgegen.

Tonal ergänzend dazu: Die in süßliche Elegie gesetzten Querflöten­melodien, die Lisa Ermer den Besuchern als Zugabegesc­henk auf den Nachhausew­eg mitgab.

 ?? Foto: Helmut Kircher ?? Premiere im Forum: Günzburger Kulturscha­ffende wurden von Oberbürger­meister Gerhard Jauernig (vorne rechts) offiziell und im Namen der Stadt mit Medaillen und Urkunden geehrt.
Foto: Helmut Kircher Premiere im Forum: Günzburger Kulturscha­ffende wurden von Oberbürger­meister Gerhard Jauernig (vorne rechts) offiziell und im Namen der Stadt mit Medaillen und Urkunden geehrt.

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