Das junge Kulturpotenzial der Stadt
Zum ersten Mal hat Günzburg Kulturschaffende für besondere Leistungen auf musikalischem Gebiet ausgezeichnet. Für einen der Geehrten kam der Lorbeerkranz aber zu spät
Günzburg Endlich! Das hat die Kultur in Günzburg wahrlich verdient, dass ihr im Rahmen ihrer Verdienste auch der entsprechende Rahmen einer offiziellen Würdigung zugestanden wird. Von einer „Premiere zu einem ganz besonderen Anlass“sprach Oberbürgermeister Gerhard Jauernig in seiner Laudatio. Denn zum ersten Mal sei es, dass Günzburger Bürgerinnen und Bürger, Einzelpersonen und Gruppen ehrt, für ihr „langjähriges Engagement, für außergewöhnliche Projekte oder herausragende Leistungen bei Wettbewerben“. Jährlich würden nun also Kultureinrichtungen und Vereine gebeten, entsprechende Personen für diese Ehrung vorzuschlagen.
Im Foyer des Hofgarten-Forums, in bewusst familiär intimem Kreise stand sie, diese erstmalige Zeremonie der Auszeichnung und Würdigung. Und vor allem: ganz im Zeichen der Musik und vornehmlich der Jugend im Fokus des Geschehens. Zum musikalischen Auftakt des Abends setzte die Schülerkapelle „Guntia“das Vorzeichen, bevor der Oberbürgermeister zeremoniell in medias res stieg. Sechs Junginstrumentalisten – vier dem Musikverein Reisensburg, zwei der Stadtkapelle Günzburg angehörig – und durchweg alle bereits mit der Bläserprüfung D1 oder D2 des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes (ASM) prämiert, durften aus der Hand des Stadtoberhauptes Kulturmedaille, Urkunde und Büchergutschein in Empfang nehmen:
● Lea Baumgärtner (14): Fing mit der Blockflöte an, wechselte später zur Klarinette: „Es ist so cool, wenn man über so viele Oktaven spielen kann.“Sie ist in der Jugendkapelle Guntia aktiv und bereitet sich intensiv auf die D2-Prüfung vor.
● Johannes Anwald (14): Seine musikalische Leidenschaft ist das Waldhorn. Er spielt seit einem Jahrzehnt im Musikverein Reisensburg, ist Mitglied der Jugendkapelle Guntia, hilft seinem Nachbarn auf dem Bauernhof, geht angeln, ist Ministrant, Jungfeuerwehrmann und 60er Fan.
● Emanuel Munk (13): Ist seit zwei Jahren Schlagzeuger. Warum? „Weil es cool ist, dass man damit einfach frei losspielen kann und nicht nur streng nach Noten.“Alle seiner fünf Geschwister beherrschen auch ein Instrument. Dem Hausfrieden zuliebe hat er einen Dämpfer an seinem Schlagzeug angebracht.
● Lukas Hartmann (16): Ist Gymnasiast, seit sechs Jahren der Trompete treu, lässt neben seinem musikalischen Talent auch Platz für das runde Leder und orientiert sich beruflich in Richtung Journalismus.
● Paul Wiedemann (16): Der Gymnasiast hat vor sechs Jahren Horn gelernt und spielt es immer noch, hauptsächlich als Mitglied der Günzburger Stadtkapelle. Daneben ist er noch bei den Handballern, im Ski- und Kanuclub und gibt sich als großer Liebhaber moderner Filmmusik („König der Löwen“).
● Lisa Ermer (16): Widmet sich, nicht zuletzt dank ihrer Mutter, seit acht Jahren leidenschaftlich der Querflöte, ist Mitglied der Stadtkapelle Günzburg, meisterte – trotz lange aufgeschobenen Übens – mit Bravour die D2-Bläserprüfung. Als leidenschaftlich Musikausübende trägt sie sich mit dem Gedanken, vielleicht Musiklehrerin zu werden, will aber vorher noch Klavier oder Posaune lernen.
● Schülerkapelle Guntia: Eine Kooperation der Musikvereine Reisensburg, Wasserburg und der Stadtkapelle Günzburg, aufgebaut, dirigiert und geleitet von Stadtkapellmeister Lukas Weiss. „Strotzt nur so vor jungen Musiktalenten“, errang – „es haute die Jury regelrecht vom Hocker“– mit 278 von 300 möglichen Punkten im Juni 2018 den 1. Platz des 25. Jugendblasmusik-Wettbewerbs des ASM. Ergo: „Das beste Kinderorchester aus ganz Schwaben kommt aus Günzburg“, freute sich Oberbürgermeister Jauernig.
● Eine kleine Kirchenmusik: Ein Synonym für Siegfried Ranz und Gerold Foerstl. Zwei passionierte Musiker und stetige Unterstützer der Frauenkirche, die 2009 die Idee zur „Kleinen Kirchenmusik“hatten und, jeden zweiten Dienstag, als „kostbare Auszeit vom Alltag“, aus ihrem duo-instrumentalen Versuchsballon eine stetig wachsende Erfolgsgeschichte machten. „Ihre Musik brachte die Herzen der Zuhörer in der Frauenkirche zum Strahlen.“Kostenlos und gänzlich ohne auf Eintritt oder Spenden abzuzielen, war ihre Motivation allein darauf gerichtet, mit ihrer Musik Menschen glücklich zu machen. „Ein ganz besonderes Geschenk an die Menschen dieser Stadt!“
Für Gerold Foerstl allerdings kam die Ehrung zu spät. Er verstarb leider allzu früh (wir berichteten). Seine Ehefrau nahm stellvertretend für ihn das „Danke“für sein hingebungsvolles Engagement, für seinen Beitrag musikrhetorischer Freigebigkeit entgegen.
Tonal ergänzend dazu: Die in süßliche Elegie gesetzten Querflötenmelodien, die Lisa Ermer den Besuchern als Zugabegeschenk auf den Nachhauseweg mitgab.