Wo ohne Wind gar nichts geht
Seit 40 Jahren gibt es den Schwaben Surfklub. Auf dem neuen Gelände am Oberrieder Weiher sind die Bedingungen optimal
Breitenthal/Oberried Walter Laib, Günter Schmidberger und Eugen Grupp sind erfahren genug, um zu wissen, wie schwer es ist, ein Surfbrett ohne Windunterstützung zu bedienen und halbwegs sicher darauf voranzukommen. „Ohne Wind geht nichts“, sind sie sich einig. Sie versuchen es aber trotzdem. Für ein Pressefoto anlässlich des 40-jährigen Vereinsbestehens wählen sie sogar einen „Dreimaster“als „Model“aus. Mit Müh und Not und mit vereinten Kräften schaffen sie es, trotz Flaute den schwimmenden Untersatz fortzubewegen, wenngleich dies nur im Schneckentempo geschieht und sie selbst sich mächtig anstrengen müssen, um nicht ein unfreiwilliges Bad im Oberrieder Weiher nehmen zu müssen.
Diese Szene ist keineswegs typisch für den Schwaben Surfklub, dem die drei Surfer seit Jahren angehören. Im Gegenteil: Seit 40 Jahren gibt es diesen Verein und in all den Jahren war er – trotz manchem Gegenwind – immer gut in Fahrt. Schon bei der Gründungsversammlung am 2. Juni 1978 wurde deutlich, dass der damals herrschende Surf-Boom auch nicht vor dem Oberrieder Weiher halt gemacht hat. Zehn surfbegeisterte junge Leute, trafen sich, wie es in der Chronik heißt, jedes Wochenende am Baggersee, um ihrem Hobby zu frönen. Dauergast war vor allem Hansjörg „Dudschi“Müller, der in mehreren Orten in Schwaben, darunter auch Krumbach und Günzburg, Surfshops betrieb. Bald kamen Stimmen auf, einen Klub zu gründen. Als es soweit war, standen zur Geburtsstunde des Schwaben Surfklubs 19 Namen auf dem Papier. Doch nicht lange. Zwei Jahre später war die 50er-Marke geknackt. Kein Wunder, denn der junge Klub hat es schnell verstanden, sich positiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren, etwa in Form von Regatten auf Vereins-, Regionalund Bundesebene am Oberrieder Weiher. Sogar deutsche Meisterschaften im Eissurfen waren für Januar 1979 in Zusammenarbeit mit dem Surfklub Augsburg angesetzt. Allerdings fiel dieser Wettkampf bei 20 Zentimeter Pappschnee und strömendem Regen ins Wasser. Der Klub bekam dagegen immer mehr Oberwasser, weil er auch verstanden hat, mit seinen Vorzügen zu werben. Mit Wirkung vom 11. März 1981 wurde der Klub als Mitglied im Naherholungsverein Günzburg aufgenommen und hatte dadurch die Gelegenheit, mit diesem Verein aktiv für die Belange des Klubs am Weiher einzutreten. Hatte der Surfklub in den Anfangsjahren sein Revier am Süd-West-Ufer des Weihers, so siedelte er im Jahr 1983 ans Nord-Ost-Ufer um, wo er sich von einer Grundstücksgröße von 1000 Quadratmetern auf 10 000 vergrößerte. Im Jahr 2004 begannen die Planungen für die Schaffung einer häuslichen Einrichtung, doch das Bauvorhaben scheiterte am von der Gemeinde Ebershausen verwehrten Zufahrtsrecht. Also wurde Ausschau nach einem neuen Standort gehalten, der wiederum am SüdWest-Ufer gefunden wurde.
Wer das Gelände im Urzustand sah, konnte sich nicht vorstellen, dass hier ein entsprechendes Klubgelände verwirklicht werden kann. Nach umfangreichen Erdarbeiten (Beginn im April 2008) konnte bereits im Juli 2009 Richtfest am neuen Klubheim gefeiert werden. Die folgenden ständigen Ausbau- und Erweiterungsmaßnahmen sind inzwischen abgeschlossen und Vorsitzender Walter Laib sieht keine größeren Investitionen mehr auf den Klub zukommen. Auf rund 140 000 Euro beziffert er die Summe, die in das neue Klubgelände investiert wurden. Dafür bleiben für die zurzeit 130 Mitglieder kaum noch Wünsche offen: Wohnmobil- beziehungsweise Wohnwagenstellplätze, Wassersäulen, Stromanschluss, Grillplatz, Pizzaofen, Wasserrutsche, Badesteg, Kinderspielplatz, Beachvolleyballplatz, beheizte Freiluftduschen und vieles mehr sind jetzt vorhanden und sorgen für ein Vereinsvermögen von knapp 300000 Euro. Was die Mitglieder besonders stolz macht: Alle Maßnahmen wurden weitgehend in Eigenleistung verwirklicht.
Großgeschrieben wurde bei den Schwabensurfern, die sogar ein eigenes Lied haben, in den 40 Jahren die Geselligkeit. Ob Faschingsball, Sommerfest, Oktoberfest, Ausflüge in andere Surfreviere oder in Skigebiete, monatliche Klubabende, gemeinsames Nordic Walking, Boccia, Surfkurse für Kinder – all das trug und trägt neben den primären sportlichen Aktivitäten wie Surfen und dem sehr aktuellen „Stand up Paddling“zum Zusammenhalt bei. Das vor ein paar Jahren sich andeutende Nachwuchsproblem wurde damit gelöst, dass man ehemalige Mitglieder, die in jungen Jahren den Klub verlassen haben, mit auf ein Drittel gekürzter Aufnahmegebühr mit ihren Familien zurückgewonnen hat. Zudem wandte man auch den „Enkeltrick“an: Die nämlich sind ohne Gebühr Mitglied im Klub.
Welche Wünsche bleiben da noch dem Vorsitzenden? Laib: „Dass es so gut weitergeht wie bisher und natürlich immer die entsprechende Brise…“Übrigens Die Jubiläumsfeiern werden am Samstag, 23. Juni, sozusagen im Familienkreis abgehalten. Zu den 120 geladenen Gästen zählen auch rund 40 ehemalige Mitglieder. Das Fest beginnt um 14 Uhr mit Kaffee und Kuchen, von 16 bis 19 Uhr gibt es Blasmusik, ab 18 Uhr ist Abendessen, bevor um 19.30 Uhr der Festabend abgehalten wird. Mit Unterhaltungs- und Tanzmusik sowie Sketchen klingt die Geburtstagsfeier aus.