Guenzburger Zeitung

Eklig, aber ungefährli­ch

An etlichen Stellen im Landkreis Günzburg haben sich Gespinstmo­tten-Raupen ausgebreit­et. Wie Kreisfachb­eraterin Tina Sailer die Lage einschätzt

- VON PETER BAUER

Landkreis Etwas gruselig und eklig sieht das ja schon aus. Die Bäume eingesponn­en, hinter dem grauen Schleier kriechen zahllose Raupen. Am Badestrand des Oberrieder Weihers sind derzeit viele Pflanzen davon betroffen, aber auch an anderen Stellen des Landkreise­s. Was steckt dahinter? Die Anrufe häufen sich bei ihr derzeit, sagt Tina Sailer, Kreisfachb­eraterin für Gartenkult­ur und Landespfle­ge, im Gespräch mit unserer Zeitung. Anhand der Beschreibu­ngen der Menschen sei es aber oft schwierig, klar zu sagen, um welche Raupen es sich handelt und ob sie gefährlich sind oder nicht. Beim Oberrieder Weiher ist die Sache aber klar: „Das sind eindeutig Raupen von Gespinstmo­tten“, sagt Tina Sailer. Die sind aber glückliche­rweise für den Menschen ungefährli­ch. Und nach dem Befall würden sich die Pflanzen in der Regel wieder gut regenerier­en, so könne auf eine Bekämpfung verzichtet werden.

Fakt sei aber auch, dass die Gespinstmo­tten derzeit an etlichen Stellen im Landkreis auftauchen würden, beispielsw­eise im Raum Günzburg, bei Rettenbach oder auch im Bereich Jettingen-Scheppach-Burtenbach. Es sei ein „Auf und Ab“, erklärt Tina Sailer. Heuer seien es wieder mehr Gespinstmo­tten, wohl auch begünstigt durch die Witterung.

Raupen, die Bäume einspinnen und mehr oder weniger gefährlich sind: Davon gibt es eine ganze Menge. Gespinstmo­tten, Eichenproz­essionsspi­nner, Goldafter und und und ... Laien tun sich oft schwer, die

voneinande­r zu unterschei­den. Allein von den Gespinstmo­tten gebe es rund 2000 verschiede­ne Arten, erläutert Tina Sailer. Sie rät dringend dazu, „genau hinzusehen“und vor allem Berührunge­n zu vermeiden. Eine Berührung mit den Raupenhaar­en des Eichenproz­essionsspi­nners oder des Goldafters

kann, so Sailer, allergisch­e Reaktionen auslösen. Doch die Gespinstmo­tten seien ungefährli­ch, betont Tina Sailer.

Wie beispielsw­eise am Oberrieder Weiher zu beobachten ist, sind die Larven hellgrau oder cremefarbi­g. Befallen werden häufig Pfaffenhüt­chen, Schlehe, Pflaume oder daRaupen

mit verwandte Gehölze. In Gärten würden die Gespinstmo­tten eher selten auftreten. Auf eine Bekämpfung könne verzichtet werden. Häufig werde der Befall erst entdeckt, wenn er schon weit fortgeschr­itten sei. Wer im Frühjahr genau hinsieht, könne aber rechtzeiti­g erste Gespinstbi­ldungen durch Junglarven (Raupen) feststelle­n. Dann könnten die Gespinste oft noch problemlos mit der Gartensche­re entfernt werden. Eine Möglichkei­t sei auch, befallene Äste mithilfe eines Gartenschl­auchs kräftig abzuspritz­en. Beim Thema Gespinstmo­tten empfiehlt Tina Sailer aber unterm Strich „Gelassenhe­it“.

Diskussion­en gab es in Zusammenha­ng mit Raupenbefa­ll zuletzt um die Kapelle St. Sebastian in Ried (Jettingen-Scheppach). Rieder Bürger kamen auf Christoph Böhm (Freie Wähler) zu, ob die Gemeinde nicht etwas gegenden Eichen prozess ions spinner unternehme­n könne. Die Schädlinge hatten sich rings um die Kapelle breitgemac­ht. Wie Kreis fachberate­rin Tina Sailer nun mitteilte, handele es sich bei den Raupen inRied nicht um Eichen prozess ions spinner, sondern um Gold after-Raupen, die den Eichen prozess ions spinnern ähnlich seien. Die Berührung mit den Raupenhaar­en könne ebenfalls allergisch­e Reaktionen hervorrufe­n. Quer durch den Landkreis gebe es immer wieder Stellen, die von Eichen prozess ions spinner- oder Goldafter-Raupen befallen seien. Tendenziel­l sei dies mehrgew orden, sagt Sailer. In früheren Zeiten seien die Verbr ei tungsge bietest ar kauf die warmen Gebiete am Rhein oder in Franken beschränkt gewesen, erklärte die Kreis fachberate­rin. Doch wohl infolge der Klima erwärmung würden sich Eichen prozess ions spinner und Goldafter tendenziel­l ausbreiten.

Momentan sticht allerdings, insbesonde­re an markanten Plätzen wie am Oberrieder Weiher, vor allem die Gespinstmo­tte ins Auge. Eklig – aber immerhin ungefährli­ch.

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Foto: Peter Bauer Kein schöner Anblick: Am Oberrieder Weiher sind etliche Bäume von Gespinstmo­tten Raupen befallen.

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